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Dienstag, 4. Oktober 2016

Messias 2016


„Ich wähle Norbert Hofer, weil er den Problemen unserer Zeit realistisch und mit Hausverstand begegnet“, meint Franz Pfister, Obmann der FPÖ-Ortsgruppe Fügen und Umgebung.
 
„Ich wähle Norbert Hofer, damit ich auch künftig noch voller Stolz meine Tracht tragen darf“, sagt Christian Oberrauch, Obmann-Stellvertreter der FPÖ-Ortsgruppe Fügen und Umgebung.

„Ich wähle Norbert Hofer, weil ich auch in Zukunft ohne Angst allein als Frau durch unser Dorf spazieren will“, meint Denise Pfister, Kassierin der FPÖ-Ortsgruppe Fügen und Umgebung.

Fügen liegt übrigens ziemlich genau in der Mitte zwischen Kufstein und Innsbruck im Zillertal und hat knapp über 4000 EinwohnerInnen, wovon einige relativ originell sind. Irgendwie ist es ja nachvollziehbar, dass in der beschaulichen Tiroler Gemeinde Angst und Schrecken herrschen. Fügen darf nicht Chicago werden, oder die Bronx oder Amstetten. Denise Pfister hat Angst und das darf natürlich nicht sein. Da kann nur einer helfen – Norbert Hofer.

Wie bitte soll Christian Oberrauch zukünftig seine fesche Tracht voll Stolz tragen können, wenn Norbert Hofer statt in der Hofburg in Pinkafeld sitzt. Da würde er ja nur noch lustlos aus der Trachtenwäsche schauen. Das kann, nein, das darf nicht sein.

Wenn ein Mann den Problemen unserer Zeit realistisch und mit Hausverstand begegnet, muss man ihn ja wählen. Nein, von Problemlösungen war hier nicht de Rede. Norbert Hofer ist ein Mann der Begegnung. Er begrüßt die Probleme mit einem Lächeln und „servus du“. Das muss reichen. Lösungen sollen andere finden.

Ja, Norbert Hofer ist der neue Erlöser. Der Messias 2016. Er wird zuerst die ORF-Gebühren abschaffen, danach wahrscheinlich den gesamten ORF. Wozu? Braucht ja keiner. Wir haben ja FPÖ-TV. Sobald Hofer Bundespräsident ist, wird die Sonne vom kornblumenblauen Himmel strahlen, TTIP und CETA werden Geschichte sein, kein Asylwerber wird eine „unserer“ Frauen belästigen, (das machen wir dann wieder ausschließlich selbst), Arbeitslosigkeit gehört der Vergangenheit an, alle sind glücklich und zufrieden.

Und ganz wichtig. Es gibt Freibier. Jeden Sonntag auf dem Heldenplatz, um 10:30 Uhr. Nach der feierlichen Hofer-Huldigung.

Dienstag, 26. April 2016

Präsident Hundstorfer

Ganz ehrlich jetzt. Dieses Ergebnis war zu erwarten. Andreas Khol und Rudolf Hundstorfer können über dieses Wahldebakel gar nicht überrascht gewesen sein. So viel Intelligenz gestehe ich den beiden Kandidaten zu, dass sie das kommen sehen mussten. Und wenn die Bundesparteiobmänner, Faymann und Mitterlehner überrascht waren, dann sagt das sehr viel über ihren Intellekt aus. Das ist in etwa so, als fährt man mit dem Auto mit Vollgas gegen einen Baum, wundert sich, warum der Baum nicht ausgewichen ist und gibt ihm die Schuld am entstandenen Schaden.
Rudolf Hundstorfer, der im Wahlkampf den roten Watschenmann verkörperte, soll für seine grandiose Performance belohnt werden. Er soll Präsident des SPÖ-Pensionistenverbandes werden.
Ansonsten wird es in der Bundesregierung mehr Schuldzuweisungen als Konsequenzen geben. Erwin Pröll weiß und verkündet dies auch lautstark, dass Werner Faymann die ganze Schuld am Wahlverlust der beiden Regierungskandidaten trifft. „Was macht denn Herr Faymann? Das ist das wirkliche Problem: Er ist der Meister des Verdrängens, des Verschleppens, des Verzögerns und des Wegduckens. Faymann ist das Hauptproblem in der Regierung. So kann das mit Sicherheit nicht weitergehen.“ (Pröll im Standard-Interview)

Dass Werner Faymannn eine Niete ist, scheint sich in der Zwischenzeit schon herumgesprochen haben. Bundeswerner aber auch die Khol-Schlappe in die Schuhe zu schieben ist schon tiefstes Radlbrunner-Niveau. Erwin Pröll scheint vergessen zu haben, dass die ÖVP seit geraumer Zeit neben dem Vizekanzler auch die wichtigsten Minister in der Regierung hat und dass an der Performance neben seinem Neffen Josef auch die Herren Spindelegger und Mitterlehner nicht unbeteiligt waren bzw. sind. Auch Maria Fekter oder Johanna Mikl-Leitner werden keine Sternstunden der österreichischen Innenpolitik zugeschrieben. Andererseits werden all diese Personalrochaden Erwin Pröll zugeordnet. So gesehen muss man zugeben, Erwin Pröll traf und trifft Personalentscheidungen, dass der Sau graust.
In der ÖVP weiß man, das war ein Fiasko, ein Debakel und ein Schuss vor den Bug, den Faymann und die Meinungsforscher zu verantworten haben. Letztere wahrscheinlich deshalb, weil sie nicht forsch genug die Meinungen erforschten.
Die SPÖ hat sofort reagiert und das Parteipräsidium einberufen. Krisensitzung, weil der rote Hut brennt. Was uns sicher nicht weiterhilft, sind Personaldebatten, war man sich rasch einig. Man realisierte, dass es sich hier um ein enttäuschendes Wahlergebnis handelte, das die richtigen Konsequenzen nach sich ziehen müsse. Man stellte fest: „Wir gewinnen gemeinsam und wir verlieren gemeinsam. Wir nehmen das Wahlergebnis ernst und setzen alles daran, aus diesem Ergebnis die richtigen Schlüsse zu ziehen. Im Übrigen werden strukturelle, inhaltliche und personelle Fragen bei Parteitagen entschieden.“
Na ja, wenn das so ist, dann kann ja nichts mehr schiefgehen bei der Nationalratswahl in zwei Jahren.

Freitag, 15. April 2016

Supernorbert

Das ist das Hauptproblem bei guten Jobs – sie sind rar. Besonders gute Jobs sind extrem rar. Dazu zählt auch das Amt des Bundespräsidenten. Es macht schon was her, wenn man beim Stammwirt mit ein paar Burschen sitzt, drei oder mehr Bier bestellt und auf die Frage, was man denn beruflich so mache – zuerst einen Schluck des edlen Gerstensaftes zu sich nimmt, mit einer lässigen Handbewegung den Schaum von der Oberlippe wischt, dezent rülpst und dann sagt: „I bin jetzt Bundespräsident.“ Allein das Gesicht, welches die Saufbrüder bei dieser Meldung machen, ist es wert, sich bei den Bemühungen, diesen Job zu bekommen, ganz besonders anzustrengen.

Bei Khol und Hundstorfer hat man den Eindruck, sie wären auch mit einem Türsteher-Job in der Hofburg zufrieden. Griss und VdB sind zwar nicht abgeneigt, aber nicht um jeden Preis. Aber Norbert Hofer, unverbraucht, ehrlich und gut, will unbedingt. Koste es, was es wolle.

Damit das gemeine Wahlvolk ihm ein Kreuzerl spendet, ist er bereit viel für das Volk und seine Heimat zu tun. Er will Gerechtigkeit schaffen, indem er Ungerechtigkeiten bei Luxuspensionen, Zwei-Klassen-Medizin, Pflege und Familien oder beim Gebühren- und Mietwucher abstellt. Er will auch österreichische Arbeitsplätze gegen Verdrängung und Lohndumping schützen. „Österreich zuerst“ muss auch am heimischen Arbeitsmarkt gelten.

Ja, das alles und noch viel mehr möchte und wird Norbert Hofer für uns alle machen. Sobald wir ihm die Lizenz für die Hofburg erteilen. Ähnlich wie der HC-Man wird Supernorbert zuerst Österreich und dann den Rest der Welt vom Bösen befreien.

Und dann, wenn es soweit ist, sein Porträt in allen Klassenzimmern und Amtsstuben hängt, wird er, flankiert von honorigen Politikern und neugierigen Journalisten im Blitzlichtgewitter mit einer Schere das Band professionell durchschneiden und feierlich verkünden: „Hiermit erkläre ich den Kanaldeckel für eröffnet.“

Sonntag, 31. Januar 2016

Nicht schön


Na endlich, das hat ja ewig lang gedauert. Die Freizeitlichen haben einen Bundespräsidentschaftskandidaten. Eine Weile wurde spekuliert, dass Ursula Stenzel für die Schnürstiefelfraktion ins Rennen geht, aber die Parteistrategen haben sich dann doch anders entschieden. Ist ja irgendwie nachvollziehbar. Wer hätte Stenzel bitteschön wählen sollen? Die Pensionisten von Hietzing und Döbling sind kaum mehrheitsfähig. Und die Zentralfriedhofsbewohner sind nicht wahlberechtigt. Aus diesem Grund hat Bumsti kurzfristig umdisponiert und Norbert Hofer zum Bundespräsidenten erklärt. Nein, also zum Kandidaten natürlich. Obwohl, Strache hätte – davon bin ich überzeugt – auf diese ganze, unnötige Wahlprozedur gerne verzichtet.

Und, Norbert Hofer, was für eine Überraschung, ist wie der Rest der Hardcore-Adolfianer für eine Verschmelzung des Bundespräsidenten mit dem Kanzlerposten. Den Präsidentenkanzler nennen wir dann der Einfachheit halber Reichskanzler, und alles ist wieder gut. Zumindest für die tagträumenden Effen.

Über seine Wahlchancen meinte Hofer im Interview: „Ich bin sehr, sehr hungrig auf die Stichwahl.“ Vielleicht spendiert ihm ja ein Parteifreund bis dahin ein Wurstsemmerl mit einer Polnischen, damit er nicht verhungert. Der Wahlkampf selbst dürfte ein Kampf der Worte werden, denn Hofer erklärte: „Ich mache auch kein Fairnessabkommen.“ Worauf der Haus-und Hoflyriker Herbert Kickl ergänzte, es gehe nur um die Fairness zwischen Kandidaten und Bürgern.

So wird dann der offizielle Wahlkampf der FPÖ voraussichtlich in einem Bierzelt, irgendwo in Oberösterreich, in der Nähe von Braunau, mit der Frage eröffnet: „Wollt ihr den totalen Wahlkampf?“

Aber auch so etwas muss eine gesunde Demokratie aushalten. Es ist zwar nicht schön, aber aushalten wird sie es.