Seit die
Korruptionsgeschichte im Europaparlament aufgeflogen ist, herrscht
Krisenstimmung in der ÖVP. Ratlosigkeit macht sich breit. Ex-Innenminister
Ernst Strasser sitzt an seinem Schreibtisch, den Kopf auf beide Hände gestützt
und weint bitterlich. Von Nehammer bis Sobotka sieht man betroffene bis
entsetzte Gesichter. Was war da schiefgelaufen, fragt sich auch
Messagecontroller Fleischmann.
Wie konnte
es sein, dass die Scheichs aus Katar eine Sozialdemokratin in Brüssel
korrumpierten. Was sind das bloß für Anfänger. Das musste ja auffliegen. Und
wieso haben diese Kamelfersen nicht gewusst, dass wir, die ÖVP, als einzige
Partei Korruption als Kernkompetenz vorweisen können. Und so kommt es, dass
Sebastian Kurz schon bald seinen neuen Job in Doha als außenpolitischer Berater
antreten wird.
Können Sie
sich noch an Beate Hartinger-Klein erinnern? Sie war Gesundheitsministerin in
der Kurz/Strache Regierung. Ihr Verdanken wir das finanzielle Aushungern der
AUVA und sie war federführend bei der Zerschlagung des Gesundheitssystems, das
uns als Zusammenlegung der GKK verkauft wurde. Hatten in den obersten Gremien
der Sozialversicherungen bis dato die Arbeitnehmervertreter das Sagen, was
irgendwie logisch war, da es sich dabei um die Versicherung der
ArbeitnehmerInnen handelt, war nun das Ziel, den Arbeitgebervertretern die
Mehrheit zu verschaffen. Das bedeutet, die Arbeitgeberseite entschied
hinkünftig über die Leistungen der Arbeitnehmerversicherung. Um diesen faulen
Trick etwas zu kaschieren, wurden Hartinger-Klein und Sebastian Kurz nicht
müde, uns das Märchen von der Patientenmilliarde zu erzählen. Sie taten es bei
jeder sich bildenden Gelegenheit. Eine Milliarde Euro würde die
Kassenzusammenlegung bringen und diese Milliarde würde den Versicherten zu Gute
kommen. Halleluja! Das war 2018.
Nun schreiben
wir 2022 und der Rechnungshof hat den Fall geprüft. In dem nun veröffentlichten
Bericht stellen die Prüferinnen und Prüfer fest, dass die versprochene „Patientenmilliarde“
nicht zu sehen sei. Mit anderen Worten. Das war ein sogenannter Einserschmäh
der Regierung. Eine Nebelgranate, um von den wahren Absichten abzulenken. Auch
die hoch gepriesene Harmonisierung der Versicherungsleistungen sei nur teilweise
umgesetzt, stellte der RH fest. Und seit der Fusion fehlen wichtige
Kontrollgremien bei den Trägern und beim Dachverband. Na gut, letzteres war
sicher Absicht. Die ÖVP hat schon immer zu verhindern versucht, dass man ihr in
die Karten sieht. Verschleiern, vertuschen, lügen und betrügen lautet der
Leitsatz der Volkspartei. Ach ja, die vollmundig versprochene Senkung des
Verwaltungsaufwand entpuppte sich auch nur als Wunschtraum. Geplant war eine
Verringerung des Aufwands um 30 Prozent. Das Gegenteil trat ein, was einem
angesichts dieser Dilettantenregierung nicht wirklich wundern sollte. Der RH
errechnete einen Mehraufwand in der Bandbreite von 34,78 und 134,10 Millionen
Euro. Der Rechnungshof kritisiert, dass das Sozialministerium nicht begründen
konnte, wie es zur Annahme kam, bis zum Jahr 2023 eine Milliarde Euro einzusparen.
Und was sagt
Bundeskanzler Karl Nehammer dazu? Nichts. Er möchte unbedingt eine Mauer oder
einen Zaun um Europa bauen. Jeder hat halt seine Prioritäten.