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Donnerstag, 24. November 2022

Neues aus der Alpenrepublik – Ein Wochenrückblick

Dort, wo der Rebensaft gedeiht, der Marchfeldspargel stolz sein Haupt aus trockner Scholle erhebt und wo so manche Frucht von Mutter Erdes Gnaden wächst, dort wird demnächst gewählt. In Niederösterreich, wo Ferien noch Ferien sind und die ÖVP ein tausendjähriges Alleinregierungsrecht zu haben scheint, könnte letzteres wohl wanken, wenn in knapp zwei Monaten das Wahlvolk zur Stimmabgabe aufgerufen wird. Johanna Mikl-Leitner, rechtmäßige Regentschaftserbin von Erwin den Umsichtigen – Pröll, (er hatte die Angewohnheit politische Nieten und Arschlöcher in die Bundesregierung zu entsorgen – bekanntestes Beispiel ist Wolfgang Sobotka), wird es wohl nicht leicht haben, den Thron in St. Pölten zu halten. Und das, obwohl sie in der Krise wunderbare und praxisnahe Spartipps für das Volk hatte. Man müsse nicht zehn Ballkleider haben, drei würden es auch tun, war zwar gut gemeint, kam aber auf den billigen Plätzen – Thomas Schmid würde sagen: beim Pöbel und den Tieren – nicht so toll an. Aus diesem Grund versucht die Volkspartei österreichweit gute Stimmung für sich zu machen, was in Zeiten wie diesen wahrlich nicht einfach ist.

In Wien, zum Beispiel picken auf fast jeder Bim- und Bushaltestelle Plakate mit dem Konterfei des Wiener ÖVP-Obmanns Karl Mahrer. Dazu muss man wissen, dass in der Causa „Wienwert“ die WKStA gegen Mahrer als Beschuldigter ermittelt. Auf dem Plakat ist folgender Satz zu lesen. „In der Krise beweist sich der Charakter“. Man sieht, die Partei hat durchaus Humor und lässt so manchen Kabarettisten vor Neid erblassen. Wenn die Wiener Stadtregierung jetzt nicht deppert ist, verlängert sie die Öffis-Intervalle um ein paar Minuten, damit die Leute Zeit haben, den Sinn des Plakats zu verinnerlichen und dabei etwas Grant aufzubauen.

Wolfgang Sobotka, zweitmächtigster Mann im Staat, hat für das neu renovierte Parlamentsgebäude einen Bösendorfer Flügel mit Goldeinlegearbeiten um schlappe EUR 3.000,00 pro Monat angemietet. Da ist der Bund eh noch billig davongekommen. Damals in NÖ hat Sobotka als Finanzlandesrat 2,3 Milliarden Euro Wohnbaugelder verzockt. Trotzdem hätte man ein Angebot aus Salzburg einholen sollen. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll Red Bull ebenfalls Flügel verleihen.

Der neueste Coup der ÖVP. Gerald Fleischmann, enger Vertrauter von Sebastian Kurz, Beschuldigter in der Beinschab-Tool-Causa, ist wieder zurück. Der Erfinder der Message-Control übernimmt diese wieder in der Regierung. Es bleibt die Frage offen, wie tief die Umfragewerte für die ÖVP noch sinken müssen, bis man Sebastian Kurz, Elisabeth Köstinger, Margarethe Schramböck, Christine Aschbacher und Gernot Blümel wieder auferstehen lässt. Ostern 2023 wäre ein geeigneter Termin. Dann könnte man das Ereignis als Auferstehung in der Wiener Stadthalle zelebrieren. Gegen eine geringfügige Spende wird Kardinal Schönborn sicher die Zeremonie inklusive Weihwassers und Weihrauch leiten.

Bleibt abschließend die Elferfrage: Wer ist wohl korrupter, FIFA, Mafia oder ÖVP.

Die FIFA hat kein Problem mit Korruption. Katar ist wohl ein sehr gutes Beispiel dafür. Die Mafia ist da wahrscheinlich ein bisschen subtiler. Sie macht Angebote, die man nicht ablehnen kann. Tut man es doch, so war es der letzte Fehler, den man beging.

Die ÖVP hingegen spielt auf „christlich-sozial“, hält die Hand auf wo immer es geht, erteilt die Absolution, wohlwissend dass es sich dabei bloß um faulen Zauber handelt und prostituiert sich für die Reichen, wobei sie hier keine wie auch immer geartete Hemmschwelle kennt.

Sonntag, 17. März 2013

Korruption in Wien



Die Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt gegen „Wiener Wohnen“. Die Vergabepraxis bei Haussanierungen soll nicht hundertprozentig regelkonform, also etwas zu individuell vonstatten gegangen sein.

Also wirklich – nein! Das hätte ich jetzt nicht einmal in meinen kühnsten LSD-Trips vermutet. Korruption im Bau- und Baunebengewerbe. So etwas hat es ja noch nie gegeben! Vom AKH bis hin zum Skylink. Das waren doch bloß Erfindungen der Zeitungsschmierer, damit die ihre Auflagen steigern können. Und bei der U-Bahn da läuft überhaupt alles – na ja, nicht sauber – aber zumindest wie geschmiert.

Jetzt kann man sich auch vorstellen, warum der Häupl Michl unbedingt eine Olympia-Bewerbung wollte. Allein die Bewerbung hätte etwa 100 Millionen Euro gekostet. Hundert Millionen – wofür eigentlich? Nein! Kein Cent wäre da in dunklen Kanälen verschwunden (begleitet zur Musik von Anton Karas). Höchste Transparenz oder Transpiration oder wie das Zeug heißt, hätte es da gegeben.

Merke: In Wien ist man nicht korrupt. Da ist man gemütlich, vielleicht ein bisserl schlampig und ab und zu einer kleinen Aufmerksamkeit nicht abgeneigt.


Donnerstag, 22. November 2012

Nepp, der Depp




Der Wiener FPÖ-Gemeinderat Dominik Nepp führte bis gestern medial betrachtet ein kümmerliches Dasein. Das hat ihn natürlich gestört. Wie alle Politiker wollte auch er einmal, und sei es nur für einen Augenblick, im Rampenlicht stehen. Von den Massen wahrgenommen werden. Er wollte auch einmal wissen, wie das ist, wenn sich die Leute auf der Straße nach ihm umdrehen.

Einen Schritt in diese Richtung hat Dominik Nepp nun gemacht. Er hat laut nachgedacht. Das ist zwar für einen Menschen nicht außergewöhnlich, für einen FPÖ-Politiker aber meist an der Grenze zur gefährlichen Drohung.

Nepp brachte im Gemeinderat einen Antrag ein, dass in Wiener Schulen in den Pausen nur noch Deutsch gesprochen werden darf. Nepp glaubt, Kindern mit Migrationshintergrund (auf FPÖ-Deutsch: Ausländagsindl) auf diese Weise helfen zu können: “Sie kommunizieren zuhause fast ausschließlich in ihrer Muttersprache und auch in der Schule unterhalten sie sich zumeist auf Türkisch, Kroatisch, Polnisch und dergleichen.“

Kontrolliert wird die Pausensprachverordnung von einer uniformierten aus Schülern rekrutierten Truppe. Schulstaffel oder SS genannt. Damit endlich wieder Zucht und Ordnung herrscht an Wiens Schulen.


Dienstag, 23. Oktober 2012

Fußgängerlobbyistin




Petra Jens war und ist dem gemeinen Volk eher unbekannt. Das wird sich aber schon bald ändern. Im Jahr 2006 trat sie als fanatische Hundstrümmerlgegnerin auf, sammelte etwa 157.000 Unterschriften gegen die Hundescheiße in Wien und übte derart Druck auf die Stadtregierung aus, dass diese die Aktion „Nimm ein Sackerl für dein Gackerl“ startete. Eine Anti-Hundekot-Aktivistin der ersten Stunde und das Feindbild aller Stuhlnascher.

Die Mühe scheint sich nun doch gelohnt zu haben. Nein, die Hundtrümmerl sind nach wie vor in der Stadt omnipräsent und werden von den Hundehaltern geflissentlich ignoriert. (Wozu zahle ich schließlich Hundesteuer, lautet die Standardausrede.) Hundesteuer zahlt ihr, weil ihr blöde Hunde, nicht weil ihr zufällig Besitzer von Vierbeinern seid.

Egal. Gelohnt hat sich die Aktion für Petra Jens. Sie wird die Fußgängerbeauftragte der Stadt Wien. Ihre Dienstschuhe stehen schon geputzt und poliert in der Rathausgarage zwischen dem Dienstauto von Michael Häupl und dem Dienstfahrrad von Maria Vassilakou.

Es gibt, wie man hört, eine Menge zu tun für die neue Fußgängerlobbyistin. Bereits im August hat der grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch gegenüber der APA von Spazier-Highways und einem umfangreichen Leitsystem für Fußgänger geträumt. Genau! Gehsteige gehören dreispurig angelegt. Endlich ist es vorbei mit den Gehweg blockierenden Linksbummlern. Die rechte Spur, auch Rollator-Strip genannt, ist für die Gehhilfen-Benutzer. Auch Besoffene, deren Orientierungssinn sich bereits verabschiedet hat, sollten sich möglichst nahe der Hausmauer fortbewegen. Die Mittelspur ist für jene Verkehrsteilnehmer gedacht, die ohne Hilfe aufrecht gehen können und deren Geschwindigkeit geringer als fünf Stundenkilometer beträgt. Bleibt noch die Überholspur ganz links. Sie ist den Gehrasern vorbehalten, die zwar nicht wissen, wohin, aber dafür umso schneller dort sind.

Es gibt viel zu tun, Frau Jens, gehen wir`s an


Sonntag, 7. Oktober 2012

Stadtwanderweg 6 oder Das große Leiden




Der Samstag versprach ein wunderschöner Tag zu werden – wettermäßig. Ich zelebrierte das auf meine Weise, indem ich mich vor den Herd stellte und ein Szegediner Krautfleisch zauberte, dass jeder Szegediner mir dafür den Kochlöffel geküsst hätte. Was die Szegedinerinnen für einen Teller meiner Köstlichkeit getan hätten, bleibt an dieser Stelle – weil nicht ganz jugendfrei – unerwähnt.

Am frühen Nachmittag, wir waren gestärkt, eigentlich war ich durch übermäßige Stärkung eher geschwächt und mein Körper verlangte unmissverständlich nach einem Verdauungsschlaf, aber meine Frau kannte kein Erbarmen und schleppte uns Richtung Bahnhof. Von Liesing ging es nach Rodaun.

Da stand er nun, der Holzwegweiser. Groß, bedrohlich und zeigte unerbittlich auf einen Waldweg, dessen Steigung vermuten ließ, dass er direkt in den Himmel führte. Stadtwanderweg 6 war auf dem Wegweiser zu lesen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Eigentlich fehlte noch ein Warnhinweis.

Das Beschreiten dieses Wanderweges kann ihre Gesundheit gefährden, eine nachhaltige Wanderphobie auslösen, sie an den Rand des Suizids treiben oder einfach nur ihren Willen brechen und ins Meer der Resignation spülen.

Nichts dergleichen. Der Wegweiser, in seiner unschuldig anmutenden Bedrohlichkeit, ließ in mir sämtliche Alarmglocken schrillen. Na ja, eigentlich war es mein Handy, aber das hätte dramaturgisch nicht so gut gepasst. Der Weg war mir viel zu steil. Da musste es noch eine andere Möglichkeit geben. Und es gab sie. Zweihundert Meter weiter erstreckte sich einen Waldweg, der bretteleben uns Gehölz führte. Ja, genauso sollte es sein.

War es aber nicht lange. Der Weg wurde mit der Zeit immer schmäler, bis er zum Trampelpfad verkümmerte. Als ob das nicht schon genug wäre, führte er nun direkt einen Berg hinauf. Wo dieser so plötzlich daher kam, Gott allein weiß es. Die unfreiwillige Kletterpartie wurde durch mein für diesen Zweck ungeeignetes Schuhwerk, an und für sich sehr bequeme Sandalen, nicht gerade erleichtert. Die Steigung war teilweise so stark, dass man, selbst wenn man sich auf allen Vieren fortbewegte, sich noch in der Vertikalen befand.

Meine Tochter kletterte leichtfüßig, als Steinbock im Sternzeichen hatte sie einen nicht unerheblichen Vorteil, den Hang hinauf. Ich hatte es da ungleich schwerer. An manchen besonders exponierten Stellen spürte ich eine Hand auf meinem Allerwertesten. Nein, es handelte sich um keine sexuelle Belästigung meiner Frau, sondern ihren gut ausgeprägten Überlebenswillen. Sie versuchte, mich vorwärts zu schieben und zu verhindern, dass ich rückwärts, einer Lawine gleich den Hang runter rollte und alles – besonders sie – mit ins Verderben riss.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir einen bequemen, breiten Wanderweg. Das Schild zeigte uns, dass wir wieder angekommen waren – auf dem Stadtwanderweg 6. Dann gingen wir den, im wahrsten Sinne des Wortes, steinigen Weg hinauf und hinunter und wieder hinauf und so weiter. Die Sekunden formierten sich zu Minuten, diese wurden zu Stunden und der verdammte Weg nahm einfach kein Ende.

Als wir endlich in Breitenfurt wieder die Zivilisation erreichten und zur rettenden Autobushaltestelle taumelten, schickte sich die Sonne bereits an, sich am Horizont zu verabschieden. Wahrscheinlich hatte sie genug davon, so viel Leid mitansehen zu müssen.