Sonntag, 6. Januar 2013

Ratten und Kakerlaken



 Langsam wacht die FPÖ wieder aus der Leichenstarre auf. Es ist schon erstaunlich, welchen Schreck ein alter Mann den Schnürstiefelfraktionisten einjagen konnte. Lange wussten Strache und Kumpanen nicht so recht, wie sie den alten Stronach in die Schranken weisen sollen oder können. Für ein Berufsverbot mit anschließender Einschläferung für Möchtegernpolitiker ab einem Alter von 80 Jahren wollte man sich doch nicht durchringen.

Gudenus und Haslinger dachten nach, bis sie beinahe schwarz wurden – genau genommen dunkelbraun. Gerhard Haslinger, Bezirksparteiobmann der FPÖ-Brigittenau, politisch also ein kleiner Scheißer, aber, wie schon der Volksmund sagt, „der kleinste Dreck stinkt am stärksten“, machte mit einer Presseaussendung den Anfang.

Haslinger nahm den Vergewaltigungsfall in der Wiener U-Bahn zum Anlass, um gegen die Ausländer im Allgemeinen und die Türken speziell zu wettern. Die Türken in der Brigittenau seien eine in sich geschlossene Gemeinschaft, so Haslinger, „zusammengehalten wird nicht nur beim Sozialmissbrauch, sondern auch wenn es um schwere Verbrechen geht.“ Haslinger bezeichnete die Brigittenau als „beliebten Aufenthaltsort für gefährliche Täter und Verbrecherorganisationen“.

Florian Klenk vom „Falter“ zeigte daraufhin Haslinger bei der Staatsanwaltschaft wegen Verhetzung an, was aber dem braunen Pack relativ wurscht ist. Man ist wieder Stadtgespräch und nur das zählt. Besonders in einem Wahljahr.

Johann Gudenus wiederum widmete sich den kriminellen Votivkirchenbesetzern. „Es reicht“, ist der Filius des wegen Wiederbetätigung rechtskräftig verurteilten Altnazis John Gudenus überzeugt. Mittels Aussendung kündigte er eine Anzeige gegen die Betroffenen an. „Ihr Verhalten ist illegal“, wirft der blaue Klubobmann eine Reihe von Delikten den Asylwerbern und ihren Sympathisanten vor. Die Verstöße reichten „von der Herabwürdigung religiöser Lehren und der Störung der Religionsausübung über die Aufforderung zum Ungehorsam gegen Gesetze und der Aufforderung zu mit Strafen bedrohten Handlungen und der Gutheißung derselben bis hin zur Nötigung“, konkretisierte er, ohne aber dabei den Fehler zu machen tatsächlich konkrete Straftaten vorzuwerfen. Es werde mit kriminellen Methoden versucht, die Politik zu erpressen.

Na ja, das darf natürlich nicht sein. Zuerst revoltieren die Brigittenauer Türken und jetzt ist der Neunte auch schon fest in Asylantenhand. Wie lange wird es dauern, bis sich das Gesindel über ganz Wien verbreitet. Womöglich bis tief in den Süden nach Gramatneusiedl! Und was sollen wir, die anständigen und ehrlichen Österreicher tun? Wir warten geduldig auf die Nachfahren Sobieskis, bis diese über den Kahlenberg kommend die Stadt aus den Klauen der Feinde befreien.

Mit dieser Strategie wird die FPÖ bei den heurigen Wahlen ihre Stammwähler mit Sicherheit nicht verlieren. Rassisten und Nazis sind ähnlich wie Ratten und Kakerlaken. Sie sterben nicht aus.


Samstag, 5. Januar 2013

Die eingebrockte Suppe



Michael Spindelegger ist gnädig. Wie es sich für einen christlich-sozialen Parteichef geziemt. Er verzeiht großzügig, aber er ermahnt auch. Nein, er fordert nicht den Rücktritt des Pazifisten Verteidigungsministers Norbert Darabos. Schließlich kann der ja nichts dafür, dass er Burgenländer ist. Aber er muss jetzt die Suppe auslöffeln, die er uns eingebrockt hat (copyright: M. Spindelegger), denn er hat es verabsäumt, in der Vergangenheit beim Bundesheer entsprechende Reformen durchzusetzen.

Genau, so fragen wir uns, was hat Darabos in den letzten fünf Jahren reformmäßig so getrieben? Er wollte und will noch immer das Bundesheer in der jetzigen Form abschaffen und durch ein Berufsheer ersetzen. Er wollte Entacher loswerden, aber dieser klammerte sich an ihn und das Bundesheer wie eine Klette.

Vorher stellten Schwarze und / oder Blaue zwanzig Jahre lang den Verteidigungsminister. Das war natürlich eine zu kurze Zeitspanne, um tiefgreifende Reformen durchzudrücken. Aber immerhin haben sie es geschafft, durch den Ankauf der Teurofighter einen der größten Korruptionsskandale der Zweiten Republik zu etablieren.

Ja, auch das ist eine Leistung.

 

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Gehab dich wohl!



 Was ist eigentlich falsch daran, im Moment der Erkenntnis, also im richtigen Augenblick, w.o. zu geben. Zu realisieren, dass das Spiel vorbei ist, es keine Möglichkeit mehr besteht, das Ruder herumzureißen und gegen den Sturm zu kreuzen. Nichts, absolut nichts ist falsch daran. Und oft weiß der Körper es besser, als der Geist und tut – oder tut eben nicht mehr.

Liebe Schwiegermama, es war schön, dich gekannt haben zu dürfen. Gehab dich wohl.


Aus gegebenen Anlass mache ich eine kurze Blogpause.


Montag, 24. Dezember 2012

Weihnachtssex



Eigentlich mag ich Weihnachten nicht. Ich habe es nie gemocht. Das heißt, als Atheist war mir das Fest stets relativ gleichgültig. Was mich daran so stört, ist diese aufdringliche Vermarktung. Sogar die abgetakelteste Praterhure, die verzweifelt noch einmal einen Freier von ihren längst verflossenen Qualitäten überzeugen möchte, hat mehr Stolz und würde nicht so tief sinken, wie es die Kaufleute in der Vorweihnachtszeit tun.

Jedes Jahr kotzt es mich an und regt es mich auf, wie man da wochenlang akustisch und visuell angemacht wird. Alle wollen nur eins – unser Weihnachtsgeld und ein bisschen mehr. Darum gibt es in der lautesten Zeit des Jahres auch so viele günstige Angebote. Heute kaufen – morgen zahlen. Und übermorgen sehen wir uns bei der Schuldnerberatung. Aber das ist dann wieder eine andere Geschichte.

Heuer habe ich meine Strategie gewechselt. Ich rege mich nicht mehr auf, lasse die Dinge geschehen, denn sie geschehen auch, wenn ich meinen Blutdruck in die Höhe treibe. Heute kam ich schon in aller Herrgottsfrüh meinen väterlichen Pflichten nach und schleppte eine Tannenleiche nach Hause. Meine Tochter schmückte das Ding und freute sich dabei wie der Yeti über seine erste Begegnung mit Reinhold Messner.

Am Nachmittag machten Tante und Nichte die Weihnachtsmärkte der Stadt unsicher, während meine Frau und ich das elterliche Schlafgemach aufsuchten. Zur Feier des Tages schmückte ich mein bestes Stück mit Lametta, wedelte damit ein wenig herum und sang: „Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, mir geht die Haut beim Oarsch net zsaumm.“

Das turnte weder meine Frau noch mich sonderlich an, aber wir haben im Schlafzimmer noch nie so viel gelacht wie heute.


Sonntag, 23. Dezember 2012

Stronach, der Verhinderer



 Frank Stronach macht sich bereit zum Frühjahrsduell mit Erwin Pröll. Man kann für Stronach sagen, was man will. Viel wird einem zum geriatrischen Hobbypolitiker ohnehin nicht einfallen. Unverbesserliche Pessimisten meinen sogar, Stronach hat der heimischen Politik ebenso gefehlt wie Strasser, Grasser oder ein Furunkel am Arsch. Trotzdem, man muss die Dinge positiv sehen. Stronach als Mehrheitsverhinderer ist unbezahlbar.

Man stelle sich vor. Franky bricht die Allmacht von Kaiser Erwin. Allein bei diesem Gedanken bekomme ich ein feuchtes Hoserl.