Mittwoch, 20. Dezember 2017

Die Österreicher verdienen Fairness, sagte einst der Vizekanzler.

Damit was weitergeht und die Österreicher endlich die Fairness bekommen, welche sie auch verdienen, hat unsere neue Regierung in ihrer unendlichen Großzügigkeit und Menschenfreundlichkeit eine Superidee. Die Arbeitslosenversicherung für kleine Einkommen wird gesenkt.

Wie das genau aussehen soll, ist zwar noch nicht ganz klar, aber die Boulevardmedien überschlagen sich bereits mit Jubelmeldungen. Wolfgang Fellner, so wird gemunkelt, hat vom geistigen Onanieren bereits einen Tennisarm.

Egal. Nehmen wir einen Dienstnehmer mit einem monatlichen Bruttoverdienst von € 1.800,00. Bis jetzt zahlte er € 326,16 SV-Beitrag und € 101,96 Lohnsteuer. Daher blieben ihm netto € 1.371,88 auf der Kralle.

Nehmen wir weiter an, bei besagten € 1.800,00 entfällt zukünftig die Arbeitslosenversicherung für den Dienstnehmer. Immerhin 3 % des SV-Beitrages. Das macht dann € 272,16 SV-Beitrag und € 126,12 an Lohnsteuer. Somit bleiben in diesem Fall € 1.401,72 netto.

Fassen wir zusammen. Der Dienstnehmer gewinnt monatlich netto € 29,84 und das Finanzamt € 24,16. Großer Verlierer bei der Geschichte ist die Arbeitslosenversicherung. Die verliert € 54,00. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Ist kein Geld in der Arbeitslosenversicherung, müssen die Leistungen gekürzt werden. Schwuppdiwupp und schon haben wir einen Hartz IV Ableger.

Sonntag, 10. Dezember 2017

Herzlichen Dank.

Vor noch nicht allzu langer Zeit nannte Strache den 12-Stunden-Arbeitstag, so wie ihn sich die ÖVP vorstellt, eine „asoziale leistungsfeindliche Idee, da dies für alle Arbeitnehmer Nettoreallohnverluste bedeuten würde“.

Das war vor der Wahl, als Heinzi noch nicht im Traum daran dachte, Basti zu sich nach Hause einzuladen. Nun sieht das ganz anders aus. Die FPÖ schenkt der ÖVP den 12-Stunden-Arbeitstag, welchen Kurz ja der Firma KTM quasi schuldete. Und Bumsti ist bemüht, die aufgebrachte Meute zu beruhigen. „Kein Mensch muss 12 Stunden arbeiten.“ Jeder darf, keiner muss. Kleiner Schönheitsfehler daran, diese Möglichkeit gibt es bereits. Allerdings beschränkt auf knapp über 20 Wochen im Kalenderjahr und selbstverständlich inklusive Abgeltung als Überstunden mit Zuschlägen.

Also was soll jetzt so toll an der neuen Regelung sein? Die Dienstgeber können ihre Sklaven dauerhaft zum 12-Stunden Dienst verpflichten und das mit den Überstundenzuschlägen kann man getrost vergessen. Ach ja, weil Basti und Bumsti gebetsmühlenartig predigen, dass kein Arbeitnehmer 12 Stunden arbeiten muss. Das ist natürlich Schwachsinn. In so gut wie jedem Dienstvertrag ist die Klausel zu finden, dass rechtzeitig angeordnete Überstunden zu leisten sind. Bingo!

Vor der Wahl war die FPÖ auch gegen TTIP und CETA. Die direkte Demokratie wurde herauf beschworen, eine Volksbefragung sollte durchgeführt werden. Nun sieht die Sache schon etwas anders aus. Es ist nun durchaus möglich, dass die FPÖ die CETA-Zustimmung der ÖVP schenkt, wenn sie im Gegenzug das Ende des absoluten Rauchverbots bekommt.

Wir fassen zusammen. So wie es aussieht, müssen wir zukünftig 12 Stunden täglich arbeiten, bekommen die Überstunden allerdings nicht als solche abgegolten, dürfen uns über Milliarden-Konzernklagen freuen und mit unseren Steuern bezahlen und im Gegenzug bekommen wir freien Zugang zu Lungenkrebs.

„Österreicher verdienen Fairness“, meinte Strache im Wahlkampf. Herzlichen Dank für so viel Fairness.

Samstag, 18. November 2017

Ziemlich krank

Kurz und Strache arbeiten hart daran, die Mindestsicherung zu kürzen. Nach dem Pflegeregress-light kommt nun auch die Mindestsicherung-light. Wie lange wird es dauern, bis auch das Arbeitslosengeld-light kommt? Klingt doch viel besser als Hartz IV.

Und was machen die Strache und Kurz-Fans? Sie jubeln. Die Kosten für Flüchtlinge werden heuer etwa bei 2,4 Mrd. Euro liegen. Das ist ja irrsinnig, da muss man ja sparen.

Die Kosten für die Hypo-Alpe-Adria sind siebenmal so hoch. Aber das ist wurscht. Und der Steuerentgang durch diverse Steuertricks der Konzerne und Superreichen wird von der OECD auf 100 bis 240 Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt. Bezahlen dürfen das wir alle mit höheren Steuern auf Arbeit und Konsum. Aber auch das regt keinen der Rechtsdreher wirklich auf.

Frage: Welcher österreichische, Heimat liebende, Brauchtum pflegende, das Abendland verteidigende, die heimischen Werte hochhaltende Bürger hat durch den Flüchtlingszustrom der letzten Jahre einen persönlichen Nachteil, Lohneinbuße, Wohnungsverlust oder schlechtere Krankenbetreuung erlitten. Mit anderen Worten. Wer kann glaubhaft machen und dies beweisen, dass ein Flüchtling ihm den Job weggenommen, die Wohnung vor der Nase weggeschnappt hat. Wen geht es wegen der Flüchtlinge jetzt persönlich schlechter. Wessen Leben hat sich deshalb negativ verändert.

Ich wette, dass sich niemand meldet. Das Problem ist, dass diverse Politiker, allen voran Strache und Kurz, uns das einreden wollen. Angst machen und Neid verbreiten. Wie oft war zu hören, dass Flüchtlinge gratis Handys bekommen, gratis mit den Öffis fahren dürfen und noch viel mehr. Nichts davon ist wahr. Alles erstunken und erlogen.

Und jetzt noch einmal. Über die Höhe der Mindestsicherung regen wir uns auf und die Steuerflüchtlinge, die einen zigfachen Schaden jährlich anrichten, den wir mit höheren Steuern ausgleichen müssen, der lässt uns völlig kalt. Irgendwie ist das schon ziemlich krank.

Mittwoch, 8. November 2017

Von der Fairness, die wir verdienen.

Es ist noch gar nicht so lange her, da überschlugen sich Superbasti und Führerbumsti bei den Steuerreformplänen. 14, wenn nicht 15 Milliarden Euro wollten sie dem gemeinen Volk durch Steuersenkung großzügig angedeihen lassen. Also nicht dem ganz gemeinen, ordinären Volk, denn der Hackler-Bodensatz kommt ja auch nicht in Verlegenheit, mehr als 40 Prozent Lohn- bzw. Einkommensteuer zu entrichten. Das betrifft eher die reichsten fünf Prozent. Aber das sind ja auch Menschen, sagt man. Und denen muss auch geholfen werden. Also plante die Bumstibastion die Lohn- bzw. Einkommensteuer auf 40 Prozent zu senken.

Sie haben natürlich viel mehr versprochen und möglicherweise auch geplant. „Es ist Zeit“ und „Jetzt oder nie“ ließ Basti uns wissen, während Bumsti uns mit „Die Österreicher verdienen Fairness“ hoffen ließ.

Nun ist aber beim Kassasturz ein grausliches Viermilliardenbudgetloch aufgetaucht. Dieses hinterfotzige Loch hatte sich die ganze Zeit so gut getarnt, dass es von den türkisschwarzen Finanzgenies unentdeckt blieb. Das kann natürlich nicht ohne Konsequenzen bleiben. Keine Angst, die Einkommensteuersenkung wird kommen. Superbasti weiß, was er seinen Wahlspendern schuldig ist.

Was uns allerdings statt der „Fairness“, die wir zwar verdienen würden, sie uns aber nicht leisten können, erwartet, kann man deutlich am Beispiel der oberösterreichischen Landesregierung sehen. Die Mietbeihilfen wurden gekürzt. Die Nachmittagsbetreuung in Kindergärten wird kostenpflichtig. Für ein Studium an einer Fachhochschule sind künftig Studiengebühren fällig. Die Kulturförderung wird drastisch gekürzt. Na gut, wer braucht schon Kultur. Fünf Konzerte der John Otti Band pro Jahr müssen reichen. Mehr Kultur wäre Luxus.

Apropos Fairness. Nach den „Panama Papers“ sind nun „Paradise Papers“ aufgetaucht. Und wieder tut die Welt ganz überrascht, weil festgestellt wurde, dass die Superreichen ihr Geld ohne Steuern zu bezahlen irgendwo in Steueroasen bunkern. Ja, das ist eine Riesensauerei. Aber nicht die Superreichen und Konzerne sind schuld. Die versuchen nur auf legale Weise ihr Vermögen zu schützen. Das ist erlaubt. Es ist gegenüber den Steuerzahlern moralisch verwerflich, aber es ist erlaubt.

Das Problem der Steuerflucht ist ja nicht neu. Und unsere Politiker wissen ganz genau, dass wir uns die Steuerflüchtlinge längst nicht mehr leisten können. Aber was tun sie dagegen? Schließen sie die Gesetzeslücken?

Wann wird Sebastian Kurz stolz vor laufender Kamera verkünden: „Ich habe die internationalen Steuerflüchtlingsrouten für in Österreich steuerpflichtige Personen und Unternehmen geschlossen. Ab sofort werden alle in Österreich lebenden Menschen und alle in Österreich Umsatz tätigenden Firmen auch hier gleichermaßen ihre Steuern zahlen.“

Na ja, ein bisschen träumen wird man doch noch dürfen.

Montag, 11. September 2017

Die direkte FPÖ-Demokratie

Die FPÖ ist für mehr direkte Demokratie. Die BürgerInnen sollen mitbestimmen, wo es in Österreich lang geht und vor allem wie. Deshalb möchte Strache das Volk abstimmen lassen, wenn er Regierungsverantwortung übertragen bekommt. Über die Abschaffung der ORF-Gebühren und über die Abschaffung der Zwangsmitgliedschaft bei der Arbeiterkammer.

Gehen wir einmal davon aus, es kommt tatsächlich soweit und das Volk entscheidet sich gegen die Zwangsgebühren. Was erspart sich der gemeine Bürger? Beim Wegfall der ORF-Gebühr € 26,33 pro Monat, wobei der heimische Sender auf € 18,93, Bund und Länder auf € 7,40 verzichten müssen. Bei der Kammerumlage bleiben uns durchschnittlich € 1,61 pro Monat mehr im Börserl. Toll!

Was ist der Preis für den unerwarteten Geldsegen? Der ORF mutiert zum Privatsender, muss sich mit Werbung finanzieren und wird alsbald das Niveau von RTL und Co. haben. Die Arbeiterkammer kann nicht mehr im gewohnten Umfang Arbeitnehmer- und Konsumentenschutzinteressen vertreten. Und wenn ein Dienstnehmer berechtigte Forderungen gegenüber seinem Dienstgeber vor dem Arbeits- und Sozialgericht geltend machen will, muss er selbst das finanzielle Risiko des Rechtsstreits tragen. Andererseits, € 1,61 Euro mehr pro Monat muss uns das schon wert sein.

Die FPÖ will natürlich auch noch andere Sachen, falls sie auf die Regierungsbank kommt. Sie möchte, dass der erste Krankenstandstag als Urlaubstag gewertet wird. Abschaffung der Kollektivverträge, da diese nur ein Hemmschuh für die Wirtschaft sind. Lockerung der „Basel III-Regeln“ für Banken. Aus dem vergangenen Banken-Crash haben die Blauen scheinbar nichts gelernt.

Über diese Neuerungen hat die „soziale Heimatpartei“ allerdings nicht vor, das Volk zu befragen. Wozu auch. Die Deppen wissen ja nicht, was gut für sie ist.

Donnerstag, 31. August 2017

Neugierig

Es ist wirklich das Letzte, was ich mir wünsche, aber rechnen tue damit. Mit einer Neuauflage der schwarzblauen Bundesregierung. Na ja, es ist nicht so abwegig, dass ÖVP und FPÖ eine Mehrheit zustande bringen.

Kurz gibt sich als dynamischer, verständnisvoller Retter der Nation, während Strache den unermüdlichen Verteidiger des Abendlandes mimt. Was soll oder kann da noch schiefgehen.

Nein, ich habe keine Angst davor. Eine Demokratie muss das aushalten. Es wird zwar teuer, aber wir werden es überleben. In gewisser Weise ist eine solche Regierung ein Arbeitsplatzsicherungsprojekt für Rechts- und Staatsanwälte und Strafrichter.

Da anzunehmen ist, dass nicht nur Millionäre ÖVP bzw. FPÖ wählen und besonders finanziell Flachbrüstige eher zum Rechtsdrall tendieren freue ich mich schon auf die langen Gesichter, wenn plötzlich das Arbeitslosengeld auf Hartz IV Niveau gesenkt die Arbeitsrechte beschnitten, die Arbeitszeit und das Pensionsantrittsalter erhöht aber die Löhne sinken werden.

Ich bin schon neugierig, ob sie dann immer noch ihrem blauen Heiland anhimmeln werden.

Sonntag, 30. Juli 2017

Seien wir froh

Seit 2015 ist auch in Österreich bei der Bevölkerung angekommen, dass Migration möglicherweise ein Problem ist, welches auch die Alpenrepublik massiv betrifft. Bis dahin war es uns, salopp ausgedrückt, relativ wurscht. Ab und zu sah man in den Nachrichten zwar Bilder aus Griechenland, Italien oder den Kanarischen Inseln, wo Migranten mehr oder weniger lebend angeschwemmt wurden bzw. in desolaten Booten anlandeten.

Aber spätestens seit 2015 wissen wir, es betrifft auch uns. Da müssen wir selbstverständlich etwas dagegen tun. So einfach wollen wir unser Paradies von diesen Fremden nicht einvernehmen lassen. Die Lösungen waren von ÖVP und vor allem der FPÖ rasch gefunden. Die Balkanroute muss geschlossen werden. Nun wurde klar, dass Flüchtlingsströme nicht so einfach zu stoppen waren. Schon ertönte die nächste geniale Forderung. Die Mittelmeerroute muss dicht gemacht werden.

Die Identitäre Bewegung Österreich unter Martin Sellner, eine rechtsextreme Bewegung wohlstandsverwahrloster junger Menschen, charterte ein Schiff um Flüchtlinge im Mittelmeer abzufangen und zurück, wohin auch immer, zu bringen. Blöd nur, dass ein Teil der Mannschaft Tamilen waren, deren einziges Ansinnen war, selbst in der EU um Asyl anzusuchen. Wie diese hirnverbrannte Aktion ausging, ist in den Medien nachzulesen.

Da nun besonders viele Flüchtlinge aus Afrika ihren Weg nach Europa suchen, gibt es von der Politik so tolle Ideen, wie „Hotspots“ in Afrika einzurichten, wo diese Menschen Asylanträge stellen sollen. Außerdem stoppte die EU den Export von Schlauchbooten nach Afrika, um das Schlepperwesen einzudämmen. Nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. Toll.

Unsere Politiker reden großspurig, man müsste das Übel in den Herkunftsländer dieser verzweifelten Menschen bekämpfen. Und wie sieht das konkret aus?

Waffenexporte in Krisengebiete werden nach wie vor gemacht. Die EU subventioniert immer noch Agrarexporte nach Afrika, die den ansässigen Bauern die Lebensgrundlage nehmen. Die Bodenschätze, von denen Afrika reich gesegnet ist, werden von internationalen Konzernen ausgebeutet, wobei mit korrupten Regierungen entsprechende Abkommen getroffen werden und die hiesige Bevölkerung keinen Cent sieht. Vor den afrikanischen Küsten kreuzen internationale Fischfangflotten und nehmen den einheimischen Fischern jede Lebensgrundlage.

Um ein konkretes Beispiel zu nennen. Die Firma Dr. Oetker errichtete mit Hilfe von Entwicklungshilfegeldern Tiefkühlhäuser in Kenia. Dorthin werden aus Deutschland Tiefkühlpizzen exportiert und vor Ort verkauft. Die österreichische Entwicklungshilfe, welche dem Außenministerium untersteht, fördert in erster Linie die Interessen des Raiffeisenkonzerns. Auf den Punkt gebracht besteht die sogenannte Entwicklungshilfe nur darin noch mehr Profit zu Lasten der Ärmsten der Armen zu machen.

Aber in Österreich schreien vornehmlich Rechtsdreher, Menschen, die Stolz auf ihre Heimat sind, dass so viele böse Wirtschaftsmigranten unser schönes Land in Besitz nehmen wollen. Sie bedenken allerdings nicht, dass Stolz in diesem Fall falsch am Platz ist. Es ist Zufall, dass sie und auch ich in diesen Land geboren wurden. Es ist ein verdammter Lottosechser, eine Gnade, für die wir dankbar sein sollten. Auch ein bisschen Demut wäre angebracht.

Es hätte auch schlimmer kommen können. Sie oder ich könnten in Somalia oder wo auch immer zur Welt gekommen sein. Seien wir froh, dass dies nicht der Fall war.