Montag, 22. Oktober 2012

Geriatrische Visionen



 „Wie schlecht ist erst der Stil, wenn ein tollwütiger Milliardär nach Österreich reist und einzelne Politiker aus unseren Reihen herauskauft?“ BZÖ-Obmann Josef Bucher stellt eine für ihn wichtige Frage.
Antwort: Nicht ganz so schlecht, wie der Stil jener opportunistischen Politiker, die sich so einfach kaufen lassen.

Stefan Markowitz, bis gestern noch unbedeutender BZÖ-Nationalrat, der eher den Eindruck erweckt ein Praterstrizzi zu sein, hat die Fronten gewechselt und ist nun ein sehr wichtiger Stronach-Mann, welcher der neuen Partei den Weg zum Parlamentsklub ebnet.

Vor wenigen Tagen schloss Markowitz in Interviews noch halbherzig einen Parteiwechsel aus. Vor seinem neuen Chef geht Markowitz förmlich in die Knie. Die Unterschiede zwischen BZÖ und Stronach seien nicht so groß, es gehe um Persönlichkeiten. „Wenn man eine Vision hat wie Frank Stronach, glauben Sie, dann muss man Politiker kaufen?“, fragte Markowitz.

Diese Frage ist leicht zu beantworten. Ja! Frank Stronach mag Visionen haben, das ist aber in seinem fortgeschrittenen Alter keine Besonderheit. Ähnliche Visionäre findet man in jedem Geriatriezentrum.


Samstag, 20. Oktober 2012

Sushi und Toilettenkunst



 Das Restaurant Dots auf der Wiener Mariahilfer Straße bietet seinen Gästen in erster Linie Sushi. Sowohl auf traditionelle als auch auf experimentelle Art. Für all jene männlichen Gäste, die neben dem Gaumen auch ihre Augen verwöhnen möchten, hat das Lokal ein besonderes Schmankerl parat.

Die Damentoilette ist im Waschraum mit einem venezianischen Spiegel ausgestattet. Davon haben allerdings die Toilettenbenutzerinnen nichts gewusst. Auf der anderen Seite des Spiegels befindet sich das Pissoir, von wo die Herren der Schöpfung beim Wischerln die Damen beobachten können.

Nach dem sich weibliche Gäste bei der Wirtschaftskammer beschwert hatten, wurde der Fall publik. Der Wirt versteht die Aufregung nicht, da Mann die Damen ja eh nur beim Händewaschen sehen kann. „Toiletten sind international schon lange die Visitkarte innovativer Lokale und bei mir schon traditionell Schauplatz von Kunst.“

Das erinnert mich an den Ausspruch eines Bauern aus Groß Schweinbarth, der vor sehr langer Zeit, angesprochen auf Kunst und deren Definition meinte: „ Es is scho a Kunst, waunnst beim Scheißn net brunzt.“


GEA und die FMA



Die Firma GEA produziert Schuhe – und zwar sehr gute Schuhe. GEA-Treter sind so etwas wie der Rolls-Royce unter den Tretern. Allerdings zum Golf-Preis.

Und weil die Firma relativ erfolgreich ist – Qualität zahlt halt doch noch aus – hat sie so manche Neider. So kam es, dass die Banken dem Unternehmen den Kreditrahmen kürzten. Das muss man sich einmal bildlich vorstellen. Auf der einen Seite verspielen die Nadelstreifganoven die Kohle bei Hochrisikogeschäften, dass sie Staatshilfe benötigen und auf der anderen Seite lassen sie ein bodenständiges Unternehmen finanziell ausbluten.

Heini Staudinger, Chef des innovativen Unternehmens, gab aber nicht auf, sondern borgte sich Geld von privater Seite und baute den Betrieb weiter aus. Soweit, so gut. Allerdings hat Staudinger nicht mit der Allmacht des Staates  gerechnet, der alles sieht und alles hört. Beinahe wie Gott, nur halt auf Österreich begrenzt. Ein lokaler Gott, wenn man so will. Und die Finanzmarktaufsicht sagte NEIN. Was wir nicht wollen, das darf auch nicht sein.

Wir erinnern uns. Bei diversen windschiefen Bankgeschäften während und nach der schwarz-blauen Kopulation schlief die FMA ganz fest. Da wurde so gar nichts beanstandet, obwohl so manche Finanztransaktion zum Himmel stank. In diesem speziellen Fall, wo niemand geschädigt, wo – ganz im Gegenteil – Arbeitsplätze erhalten wurden, versuchen die Finanzmarktkoffer Gott zu spielen. Freunde, um es noch einmal klarzustellen. Die Banken haben Staudinger das Geld verweigert.

Falls jetzt jemand Lust bekommen hat, mit einem nassen Fetzen, einem Baseballschläger oder sonstigen schlagkräftigen Argument den Finanzmarktkasperln die Meinung zu sagen. Die Adresse lautet: FMA Österreichische Finanzmarktaufsicht, Otto-Wagner-Platz 5, 1090 Wien.


Donnerstag, 18. Oktober 2012

Kopflos




Karlheinz Kopf, Klubobmann und Geistesriese der ÖVP ist fassungslos. „Sie sind offenbar völlig durchgeknallt“, rief der schwarze Mann in höchster Desperation im Parlament in Richtung der Grünen. „Sie betreiben eine Menschenhatz, sie stellen politische Gegner an den Pranger!“

Was ist geschehen, dass die Schwarzmänner so aus dem Häuschen sind? Die Grünen haben Inserate geschaltet. Was aber unterscheidet die grüne Aktion von Berlakovich oder Faymann Inseraten? Sie haben die Schaltungen selbst bezahlt und anstatt Selbstbeweihräucherung zu betreiben schlicht informiert. In den Bezirkszeitungen in ganz Österreich werden, jeweils in ihren Herkunftsregionen, die roten und schwarzen Abgeordneten namentlich genannt, die gegen die Fortsetzung des U-Ausschusses gestimmt haben.

Ein Jahr vor der nächsten Nationalratswahl ist so etwas natürlich suboptimal. Aber deswegen gleich einen Verbalamoklauf starten ist schon ein bisschen übertrieben.


Neues vom Ober-ORF-Loch




 Nur noch 21 Tage bis zum Faschingsbeginn, aber schon werden wir mit lustigen Scherzen und Scherzerln überschüttet. Warum können sich die Leute nicht an gegebene Termine halten. Ab 11.11., 11:11 dürfen sie deppert sein. Aber vorher, bitte, reißt euch zusammen.

Ähnliches erlebt man in den Supermärkten. Ab Anfang Oktober wird tonnenweise Weihnachtsware angeboten. Bis zum Geburtsfest des unehelichen Gschrappen ist das Zeug längst verdorben. Und ab Mitte Jänner terrorisieren Armeen von Osterhasen die Supermarktregale.

Zurück zur sich bedrohlich nähernden offiziellen Narrenzeit. Ich meine, wenn man das Treiben im Parlament und im erst kürzlich abgewürgten Untersuchungsausschuss beobachtet, glaubt man, unsere Volksvertreter haben ganzjährig die Lizenz zum Blödsein.

Alexander Wrabetz, Ober-ORF-Loch, hat eine Idee. Das klingt nicht nur nach einer gefährlichen Drohung, nein, um es gleich vorwegzunehmen, es ist auch eine. Zweckpessimisten befürchten nun eine Endlos-Doku-Soup mit Hansi Hinterseer, featuring Fiona und KHG. Titel „Liebesgeflüster am Hahnenkamm“ oder „Am Gipfel gibt`s keinen Höhepunkt“ oder „Orgasmusfreie Zone“ oder so ähnlich. Aber so schlimm ist es doch nicht. Wrabetz möchte die ORF-Gebühr reformieren. Jeder Haushalt soll Gebühren zahlen. Egal ob ORF-Konsument oder nicht. Egal ob man technisch in der Lage ist, den Staatsschwachsinn zu empfangen oder auch nicht. Wenn man so will, eine Art Steuer. Und weil sich im Wort „Steuer“ das Wort „teuer“ versteckt, soll diese Gebühr jährlich valorisiert und an den Verbraucherpreisindex angepasst werden.

Ist er nicht ein lustiges Burscherl, unser Xandi? Muss er wohl sein, wenn schon sein Programm zum Weinen ist.


Mittwoch, 17. Oktober 2012

Gelebte Demokratie




Finance-Mitzi hatte ihren großen Auftritt. Beinahe neunzig Minuten lang las sie ihre Budgetrede im Parlament vor. Hätte sie statt dessen im schwarzen Latex Outfit aus „Fifty Shades of Grey“ vorgelesen, wäre ihr mühelos der Durchbruch als Showstar gelungen und sie bräuchte sich um ihr berufliches Fortkommen nach der Politik keine Sorgen mehr zu machen.

So aber war es eine ziemlich unaufgeregte Sache, die ihr die Ministeriallakaien da auf Papier gebracht haben. Alles ist halb so wild und wird in absehbarer Zukunft ohnehin wieder gut. Außerdem outete sie sich als Anwältin der SteuerzahlerInnen. Also das war wahrscheinlich die Überraschung des Tages.

Mitzi, meine Steueranwältin. Warum sagte sie das erst jetzt! Ich hätte ihr schon viel früher das Mandat entzogen und ich bin sicher, ich wäre nicht der einzige Steuerzahler gewesen, der diesen Schritt setzt. Was ist das für eine Anwältin, die die Interessen ihrer Klienten mit Füßen tritt.

Ich werde den Verdacht nicht los, die Schotter-Marie hat keine Ahnung, was sie da vorgetragen hat. Sie las zwar brav vor, weil sie anno dazumal lesen gelernt hat, aber mental erfasst hat sie den Inhalt nicht. Aber das darf man ihr nicht vorwerfen. Das ist eben so in der ÖVP. Wenn man hirn- und willenlos einfach das tut, was angeschafft wird, macht man bei den Schwarzen Karriere.

Schlimm ist nur, dass ihr kein einziger Abgeordneter ins Wort gefallen ist und augenblicklich widersprochen hat. Ausreden lassen ist zwar schön und gut, aber doch nur, wenn der oder die RednerIn auch etwas zu sagen hat. Verbalmüllentsorger sollte man – nein – müsste man sofort mit einem nassen Fetzen aus dem Plenarsaal prügeln.

Das wäre dann gelebte Demokratie.


Dienstag, 16. Oktober 2012

Bitte




Das war vielleicht ein Wahlerfolg für Werner Faymann. 83,4 % wählten ihn letztes Wochenende zum roten Häuptling. Das ist ein beachtliches Ergebnis, und es ist eine satte Mehrheit. Allerdings, wenn es einen Gegenkandidaten gegeben hätte – den Chauffeur der Rudas oder die Klofrau aus der Löwelstraße -, wäre Werner sein Zahnpastalächeln wahrscheinlich eingefroren. Außerdem hätte die berechtigte Hoffnung auf eine Besserung bestanden.

Egal. Es ist, wie es ist. Die roten Granden lecken nun ihre Wunden und Faymann den Arsch. Letzterer, also Faymann, nicht sein Arsch, betreibt jetzt Ursachenforschung. Obwohl, so wie er forscht, könnte es auch der Arsch sein.

Rückblickend betracht ist die Wehrpflichtgeschichte nicht optimal gelaufen. Zukünftig muss da viel mehr und breiter diskutiert werden. Und die Sache mit der Finanztransaktionssteuer ist der Parteibasis auch nicht optimal kommuniziert worden. Die Deppen verstehen das halt nicht. Denen muss man das mundgerecht vorkauen. Eigentlich sollten diese Idioten gar nicht wählen dürfen.

Keine Auswirkung auf das Wahldebakel hatte das Nichterscheinen des Bundeswerner vor dem Untersuchungsausschuss. Diese Inseratengeschichte ist doch lächerlich. Außerdem hat er doch eh schon alles bei Armin Wolf erklärt. Dabei wäre er doch gerne vor den Ausschuss getreten, um alle Unklarheiten zu beseitigen. Man hätte ihn nur einladen müssen.

Na ja, die Opposition hat ihn eh eingeladen, aber das gilt nicht. Sie haben nicht „bitte“ gesagt.