Freitag, 12. Februar 2016

Ich bitte um Entschuldigung!


Ich muss mich entschuldigen. Offensichtlich bin ich mit meinem letzten, nicht gerade Pulitzerpreis verdächtigen Elaborat einigen Menschen zu nahe getreten, habe mich einer Ausdrucksweise befleißigt, die nicht angebracht war. Es ist richtig, dass es falsch ist, andere Menschen zu beschimpfen, sie verblödete Vollkoffer zu nennen. Es tut mir wirklich sehr leid. Das „besoffen“ nehme ich nicht zurück, da davon auszugehen ist, dass bei den Bierzeltveranstaltungen der „sozialen Heimatpartei“ nicht gerade Kamillentee in rauen Mengen getrunken wird.

„Politisch Andersdenkende“ darf man nicht so beschimpfen. OK. Sehen wir uns einmal an, was diese Andersdenkenden so absondern.

Der geschäftsführende niederösterreichische FPÖ-Chef Christian Höbart bezeichnete Flüchtlinge auf Facebook als „Erd- und Höhlenmenschen“.

Michael Winter, Ex- RFJ Obmann in der Steiermark empfahl dem Grazer Bürgermeister, er möge „als Sofortmaßnahme gegen muslimisch-türkische Vergewaltigungen eine Schafherde im Stadtpark grasen lassen“. Für diese Äußerung wurde er strafrechtlich rechtskräftig verurteilt.

Susanne Winter, Ex-FPÖ Nationalratsabgeordnete – rechtskräftig verurteilt wegen Verhetzung.

John Gudenus, Ex-FPÖ Nationalratsabgeordneter – rechtskräftig wegen des Verstoßes gegen das Verbotsgesetzes verurteilt. Er leugnete den Holocaust.

Johann Gudenus, der Filius, Wiener Vizebürgermeister der FPÖ, sieht Europa als eine „Wiege der Weißen“, die durch „Einwanderung aus dem Süden“ gefährdet ist. Außerdem warnte er bereits lautstark vor „systematischer Umvolkung“.

Hatse Strache, verbreitet gezielt Unwahrheiten. Siehe:
https://medium.com/@fpoeticker/die-gesammelten-lügen-des-heinz-christan-strache-8ed54e4c388c#.3lechdtw5
Das war jetzt nur eine kleine Auswahl. Diese Partei fordert immer wieder lautstark Respekt ein, beruft sich darauf demokratisch gewählt worden zu sein und führt sich selbst auf, wie ein wild gewordener Elefant im Porzellanladen.

Sie viel zur Partei. Wie man dieses Verhalten bezeichnen soll, überlasse ich der geneigten Leserschaft.

Etwa ein Viertel bis ein Drittel des wahlberechtigten Volkes goutiert dieses Verhalten und wählt die FPÖ.

Neulich auf der Facebook-Seite von Hatse.

Strache:

Der Halbmond ist wunderschön, wenn er am Himmel steht oder als Vanillekipferl daher kommt. Aber nicht als Symbol für Österreich.

Melanie Karli die islamisierung des abendhimmels! Wir müssen sie aufhalten, sonst sehen wir vor lauter morgenländischen sichelmonden unsere schönen österreichischen sterne nie wieder!

Conny Hütter Die Jenigen aus diesen primitiven Völkerstämmen, die bereit sind, sich weiter zu entwickeln, unsere Kulturen und Regeln zu akzeptieren unsere Frauenrechte voll und ganz anzunehmen. Sich kultiviert benehmen. Diese " Menschen" dürfen hier bleiben.

Udo Tornow Herr Strache! Wie immer: meine Bewunderung und ich hoffe, dass Europa bald erwacht und Parteien wie FPÖ, AfD, Front National u. v. m. die Führung des demokratischen Europas übernehmen.

So, das waren jetzt ein paar eher schaumgebremste Fans des großen Verführers. Also, als politisch andersdenkend würde ich sie nicht bezeichnen, denn das setzt ja denken voraus.

Donnerstag, 11. Februar 2016

Geradewegs in die Hölle


Im gestrigen Aschermittwoch-Showdown der Freizeitlichen zeigte die soziale Heimatparteiprominenz wieder einmal Bürgernähe. Oder was sie darunter versteht. Saufen und derbe Sprüche klopfen, um zu zeigen, dass sie nicht besser sind, als ihre Wähler und auch Innen.

Soweit, so schlecht. Kennen wir alles schon, da es sich jährlich wiederholt. Die Pointen sind abgelutscht, aber erheitern nach mindestens drei Bier immer noch das Publikum. Manfred Haimbuchner fühlte sich als Held des Tages. In seiner Rede hob er hervor, dass er es war, der für die Kürzung der Mindestsicherung eintrat und die ÖVP nun so tut, als wäre es ihre Idee.

Hat sich einer von den besoffenen, geistig abnormen Effen-Fans je gefragt, wem diese Mindestsicherungskürzung nützt und wem sie schadet?
Was nützt es dem gemeinen Effen-Wähler und welchen persönlichen Vorteil hat er, wenn ein Mindestsicherungsbezieher, der an der Armutsgrenze schrammt, nun noch weniger bekommt?
Geht es dem Strache-Anbeter besser, wenn er weiß, dass es Menschen gibt, denen es dank der neuesten Regelungen noch schlechter geht als zuvor?

Es ist unglaublich, aber die checken nicht, was da abgeht. Zuerst wird einmal auf die bereits am Boden Liegendenden, die Ärmsten der Armen getreten. Das ist relativ gefahrlos, denn die können sich nicht wehren. Wenn das in der Bevölkerung halbwegs akzeptiert wird, kommt der nächste Schritt. Kürzung des Arbeitslosengeldes – zum Beispiel. Finanzminister Schelling hat darüber bereits laut nachgedacht. Und in diesem Stil geht es dann weiter. So werden Ressourcen geschaffen für Banken- und andere dringende Rettungsmaßnahmen.

Siehe Griechenland. Die vielen „Griechenland Hilfspakete“, die Milliarden haben Griechenland nie gesehen. Die flossen direkt an die Gläubigerbanken. Das freut die Investoren und die Griechen bluten dafür.

Aber das checken diese verblödeten, besoffenen Vollkoffer nicht. Lallend prosten sie ihrem Hatse zu, der sie mit seinem grenzdebilen Grinsen und den platten Sprüchen einlullt, und ahnen nicht, dass sie der große Führer geradewegs in die Hölle schickt.

Sonntag, 31. Januar 2016

Nicht schön


Na endlich, das hat ja ewig lang gedauert. Die Freizeitlichen haben einen Bundespräsidentschaftskandidaten. Eine Weile wurde spekuliert, dass Ursula Stenzel für die Schnürstiefelfraktion ins Rennen geht, aber die Parteistrategen haben sich dann doch anders entschieden. Ist ja irgendwie nachvollziehbar. Wer hätte Stenzel bitteschön wählen sollen? Die Pensionisten von Hietzing und Döbling sind kaum mehrheitsfähig. Und die Zentralfriedhofsbewohner sind nicht wahlberechtigt. Aus diesem Grund hat Bumsti kurzfristig umdisponiert und Norbert Hofer zum Bundespräsidenten erklärt. Nein, also zum Kandidaten natürlich. Obwohl, Strache hätte – davon bin ich überzeugt – auf diese ganze, unnötige Wahlprozedur gerne verzichtet.

Und, Norbert Hofer, was für eine Überraschung, ist wie der Rest der Hardcore-Adolfianer für eine Verschmelzung des Bundespräsidenten mit dem Kanzlerposten. Den Präsidentenkanzler nennen wir dann der Einfachheit halber Reichskanzler, und alles ist wieder gut. Zumindest für die tagträumenden Effen.

Über seine Wahlchancen meinte Hofer im Interview: „Ich bin sehr, sehr hungrig auf die Stichwahl.“ Vielleicht spendiert ihm ja ein Parteifreund bis dahin ein Wurstsemmerl mit einer Polnischen, damit er nicht verhungert. Der Wahlkampf selbst dürfte ein Kampf der Worte werden, denn Hofer erklärte: „Ich mache auch kein Fairnessabkommen.“ Worauf der Haus-und Hoflyriker Herbert Kickl ergänzte, es gehe nur um die Fairness zwischen Kandidaten und Bürgern.

So wird dann der offizielle Wahlkampf der FPÖ voraussichtlich in einem Bierzelt, irgendwo in Oberösterreich, in der Nähe von Braunau, mit der Frage eröffnet: „Wollt ihr den totalen Wahlkampf?“

Aber auch so etwas muss eine gesunde Demokratie aushalten. Es ist zwar nicht schön, aber aushalten wird sie es.

Samstag, 23. Januar 2016

office@merkur.co.at

Betrifft: Schnittlauch als Globetrotter

Sehr geehrte Damen und Herren!
Heute war ich im Merkur-Markt Handelskai 94-96 einkaufen. Auf meinem Einkaufszettel stand unter anderem „Schnittlauch“. Ich fand ihn auch auf Anhieb, was nicht selbstverständlich ist, da besonders in der Obst- und Gemüseabteilung des Marktes die Mitarbeiter und auch Innen sehr gerne und häufig die Ware umlagern. Der tiefere Sinn dieser Aktionen blieb mir bis heute verborgen. Wahrscheinlich laufen da interne Wetten, wie lange die Kunden die Ware suchen.
Egal. Ich fand den Schnittlauch auf Anhieb und war glücklich. Aber irgend etwas störte mich bei den einzeln, in Plastiktäschchen verpackten Portionen. Das war alles ein bisschen zu perfekt. Ich nahm ein Päckchen in die Hand und betrachtete den Inhalt. Jeder Halm war makellos. Was war das? Hand verlesener Schnittlauch? Auf der Rückseite, auf dem Preisschild kam dann die große Überraschung. Unter Herkunftsland stand da „Kenia“. So frisch und makellos und entspannt wie der Schnittlauch aussah, ist der sicher erster Klasse geflogen.
Sofort musste ich an den ersten Satz auf der Merkur-Homepage auf der Seite „Nachhaltigkeit“ denken. Da steht: „MERKUR, Österreichs führender Verbrauchermarkt, trägt große Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft.
Sehr ernst scheint es der Konzernleitung mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz wohl nicht zu sein, wenn man Gemüse, das saisonal bedingt nicht zur Verfügung steht, um den halben Globus karrt, um es doch anbieten zu können. Die Frage, ob der Schnittlauch „fair-trade“ geerntet und eingekauft wurde, erübrigt sich sicher.
Mit freundlichen Grüßen

Franz Schwingenschrot

Donnerstag, 21. Januar 2016

Beruhigt


Zwei Stunden hat er gedauert, der Asylgipfel. Die Crème de la Crème der österreichischen Politszene, vom Bundeswerner über den Vizereinhold, der seinen Namen jetzt in Raushold umändern lässt, bis zu seiner Majestät, Erwin der Gütige, Kaiser von Niederösterreich, war alles vertreten, das der gemeinen Wählerschaft die Zornesröte ins Gesicht treibt.

Aus den geforderten Obergrenzen bei Asylwerbern wurden Richtwerte. Das klingt gleich viel besser. Ähnlich verhielt es sich ja bei den „besonderen baulichen Maßnahmen“ in Spielfeld. Alle wussten, dass damit ein Zaun gemeint war, es wurde auch ein Zaun errichtet, aber es bleiben trotzdem „besondere bauliche Maßnahmen“. Weil wir sicher keine Grenzzäune aufstellen. So was tun wir nicht.

Heuer liegt die magische Obergrenze bei 37.500 Asylwerbern. Unter Umständen könnte diese Denkweise mit der Genfer Flüchtlingskonvention kollidieren. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner hat da eine supergute Idee. Sie meinte, Österreich könnte bei einer Überschreitung der Grenze – wahrscheinlich meinte sie damit den Richtwert – nach schwedischem Vorbild Asyl-Anträge annehmen, sie aber erst nach Jahren bearbeiten und die Asylwerber in dieser Zeit in Lagern notversorgen. Dass internierte, zum Nichtstun verdammte Menschen ohne Perspektive nicht gerade vor Lebensfreude und Optimismus überschäumen und vielleicht aus diesem Grund auch eher dazu neigen, die hiesigen Gesetze zu ignorieren, scheint der Ministerin nicht bewusst zu sein. Mit anderen Worten, diese Idee ist selten dämlich.
 
OK. Nehmen wir einmal an, obwohl dieser Fall sicher nie eintreten wird, dass die Obergrenze irgendwann im Herbst erreicht ist. Was geschieht dann? Stehen dann an den relevanten Grenzübergängen Schilder, wie man sie vor Tiefgaragen findet, wo das leuchtend grüne „FREI“ erlischt und ein grellrotes „BESETZT“ den Flüchtenden zeigt, dass sie umkehren müssen?

Wird dann schnell eine Mauer (nach Berliner Vorbild mit allen Extras) hochgezogen, um die Grenze dichtzumachen? Keine Antworten. Und was würde unser oberster Grenz-, Werte- und Abendlandschützer in diesem Fall tun? Außer blöd reden und hetzen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch blöder reden und noch mehr hetzen.

Wie man unschwer erkennen kann, haben unsere Volksvertreter das Problem absolut unter Kontrolle. Das beruhigt.

Donnerstag, 11. Juli 2013

Ein guter Anfang



ÖVP-Chef Michael Spindelegger spielt den starken schwarzen Mann und lehnt einen Rücktritt von Justizministerin Beatrix Karl kategorisch ab. Karl habe nach Bekanntwerden der Missbrauchsfälle im Jugendstrafvollzug richtig reagiert und bereits alle notwendigen Schritte eingeleitet. Sie werde diese Konsequenzen in den nächsten Tagen der Öffentlichkeit präsentieren.

Spindis Tabletten wirken aber ziemlich lange. Oder hat der Schlingel schon wieder welche eingeworfen. Wie sah sie aus, die richtige Reaktion der Trixi? Sie stellte vor Journalisten fest, dass der Jugendstrafvollzug kein Paradies ist. Da hat sie ja nicht unrecht. Eher selten goutieren jugendliche Straftäter in Gefängnis harte Argumente zwischen den Backen. Aber festzustellen, es handle sich um einen bedauernswerten Einzelfall, obwohl die Besenstiel-Penetration offensichtlich zum „Business as usual“ zählt, ist eine dreiste Lüge. Als weitere Vergewaltigungsfälle publik wurden, ging Karl auf Tauchstation. Aber das war natürlich nicht, um lästigen Journalistenfragen zu entgehen, sondern um die notwendigen Schritte einzuleiten. Entweder hat sie in sämtlichen Gefängnissen des Landes die Besen wegsperren lassen, oder werden hinkünftig mit dem Besen eine Tube Vaseline ausgegeben. Denn, wer gut schmiert, kehrt gut.

Aber Rücktritt? Nein, das wäre dann doch zu viel. Warum eigentlich? Sie hat doch nichts gemacht. In erster Linie hat sie NICHTS gemacht. Sie hat uns gezeigt, dass sie eine zynische Ignorantin ist, die auch lügen kann, wenn es gefordert ist. Aber deshalb gleich zurücktreten? Das machen doch Fekter, Berlakovich und Mikl-Leitner pausenlos? Wenn das so ist, müsste ein Großteil der Regierung zurücktreten.

Das wäre zumindest ein guter Anfang.


Mittwoch, 10. Juli 2013

Entfesslungskünstler und Zahlenakrobat



Je näher die Nationalratswahl rückt, desto vertrottelter agieren und argumentieren unsere Volksvertreter. Eigentlich ist das ein Grund, diese Koffer nicht zu wählen. Von so etwas möchte ich mich bitte nicht vertreten lassen. Aber keine Angst, auch wenn diese Witzfiguren gewählt werden, vertreten tun sie uns eh nicht. Treten – ja. Vertreten – nein.

Spindelegger möchte die Wirtschaft entfesseln. Wehe, wenn sie losgelassen, fällt mir dazu nur ein. Das faktische Pensionsantrittsalter, das zurzeit durchschnittlich 58 Jahre beträgt, muss angehoben werden und die Weiber sollen auch erst mit 65 Jahren in Pension gehen. Und das am besten ab sofort. Dass die Frauen nach wie vor wesentlich weniger Geld für den gleichen Job bekommen als Männer, verschweigt der Entfesslungskünstler souverän. Das ist ja auch nicht so wichtig.

Experten, also keine Trottel, haben für die Schwarzen 700 Maßnahmen vorgeschlagen, wie man den Staat wieder auf Vordermann bringt. Das soll, geht es nach Spindelegger, bis 2025 ungesetzt werden und 420.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Na Bummm. Da werden ja die Berater beim AMS arbeitslos. Ich weiß nicht, ob das so verantwortungsvoll ist.

Natürlich dürfen bei diesen Zahlenspielereien die Roten nicht fehlen. Infrastrukturministerin Doris Bures kämpft ebenfalls wacker an der Jobfront. Durch entsprechende Investitionen in die Forschung will sie jährlich 19.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Hochgerechnet zum von Spindelegger angepeilten Jahr 2025 macht das 228.000 Jobs. Das ist, auf den ersten Blick eher schwach, weil knapp die Hälfte von Spindis Angebot. Andererseits muss man auch bedenken, dass die Bures-Variante nur die Hälfte der AMS-Berater in die Arbeitslosigkeit treibt.

Falls es den beiden Zahlenakrobaten hilft, ab Mai 2023 steht ihnen ein zusätzlicher Arbeitsplatz zur Verfügung. Dann bin ich nämlich 65 und gehe in Pension.