Sonntag, 16. Juni 2013

Der diebische Nazi



Es ist ziemlich ruhig geworden um Martin Graf. Man erinnert sich kaum an ihn. Das ist jener Mann, den ÖVP und SPÖ zum dritten Nationalratspräsidenten gemacht und sich später beschwert haben, dass jetzt dort ein Nazi sitzt. Das ist der Mann, der gerne vorgibt Rechtsanwalt zu sein, dies aber nicht wirklich ist. Der Mann, welcher einer betagten Pensionisten ihr Vermögen abluchsen wollte, indem er ihr zur Gründung einer Stiftung riet, selbst Vorstandsvorsitzender der Stiftung wurde und zwei weitere Gesinnungsgenossen zu Vorständen machte. Sicher ist sicher.

Nun hat allerdings das Oberlandesgericht Wien in einem rechtskräftigen Beschluss festgestellt, dass bei der Führung der Stiftung grobe Pflichtverletzung vorliegt. Die „massive Reduktion der liquiden Mittel ohne Notwendigkeit“ - durch den Kauf eines Hausanteils - sei eine Maßnahme, „die ein sorgfältiger Geschäftsleiter in dieser Situation keinesfalls ergreifen würde“, heißt es in dem Beschluss. Aufgrund des hohen Alters von Meschar (Jahrgang 1922) wäre nämlich „nach dem Stiftungszweck auch ein hoher Geldbedarf im Pflegefall bereitzustellen“. Beim Kauf dieses Hausanteils, in dem das Gasthaus des Bruders von Graf eingemietet ist, orten die Richter außerdem einen „möglichen Interessenkonflikt“. Ihr Fazit: „Wegen dieser groben Pflichtverletzungen wären sämtliche Mitglieder des Vorstands aus wichtigem Grund abzuberufen gewesen, wären sie nicht mittlerweile zurückgetreten.“

Graf ist angesichts dieser Vorwürfe vorsichtshalber auf Tauchstation gegangen und hat sich noch nicht dazu geäußert. Aber auch der Oberbumsti, der gerne wie ein Marktschreier seine Meinung kundtut, verhält sich auffallend ruhig.

Abschließend lässt sich feststellen, dass die FPÖ aus zwei Lagern besteht. Den Nazis und den Dieben. Erstere findet man bei den Burschenschaften, während die zweite Gruppe in Haiders legendären Buberlpartie beheimatet ist. Martin Graf kann man demzufolge beiden Gruppierungen zuordnen. Ein diebischer Nazi, wenn man so will.


Samstag, 15. Juni 2013

Der schwarze Sparefroh



Die Grünen fordern sie und die Schwarzen zieren sich. Worum geht`s? Um eine Bad Bank für die Hypo-Alpe-Adria Bank. Und ich dachte immer, die Hypo selbst ist eine Bad Bank und Kulterer der Bad Banker. Na ja, nicht die ganze Hypo ist bad. Die nicht so schlechten Teile haben wir ja verkauft. Das lässt die Finanzministerin nicht bad sondern bled aussehen.

Weil wir gerade bei Vollkoffer sind. Michael Spindelegger hat das Wahlkampffieber erfasst. Und entsprechend agiert er. Die ÖVP stellt den BürgerInnen vor der Nationalratswahl mehr Geld in Aussicht, verspricht aber keine „Geldgeschenke“, sondern dafür ein „Leistbar-Leben-Paket“. Damit soll sich jeder Haushalt pro Jahr 980 Euro ersparen. Konkret sollen 100 Euro durch eine „Gebührenbremse“ gewonnen werden, 80 Euro durch niedrigere Lohnnebenkosten, 50 Euro durch mehr Wettbewerb, 60 Euro durch Maßnahmen im Gesundheitsbereich, 350 Euro im Bereich Mobilität, 100 bei den Lebensmitteln und 240 Euro bei den Heizkosten.

Und das soll folgendermaßen gehen. Den Fünfziger ersparen wir uns durch den effektiven Kampf gegen die Lebensmittelkartelle. (Das hat ja bis jetzt schon sehr gut funktioniert.) Im Gesundheitsbereich sparen wir 60 Euro, indem der Beitrag zur Unfallversicherung um 0,4 Prozentpunkte gesenkt wird. Dadurch sinkt auf das Erkrankungsrisiko und mit ihm der Medikamentenbedarf. Bei der Gelegenheit soll auch die Abgabe an den Insolvenzfonds um 0,1 Prozentpunkte gesenkt werden. (Beide Abgaben sind übrigens Dienstgeberbeiträge.) Ach ja, die Krankenkassenbeiträge sollen ebenfalls um 0,15 Prozentpunkte sinken. Natürlich nur vom Dienstgeberanteil.

Auch durch die von der ÖVP so vehement geforderte Arbeitszeitflexibilisierung würden die Arbeitnehmer von Arbeitszeitkonten und längeren Durchrechnungszeiträumen profitieren. (Dass sich dadurch die Überstundenzuschläge verabschieden, wird großzügig übergangen.) Der Umstieg von der Benzindroschke zum Erdgasauto erspart uns jährlich satte 350 Euro. Durch gezügelte Nahrungsaufnahme sparen wir 100 Euro bei Lebensmitteln. Und ein bis zwei Pullover mehr bringt uns im Winter 240 Euro Heizkosteneinsparung.

Vielleicht hätte Spindelegger doch nicht so schnell die vom Arzt verschriebenen Tabletten absetzen sollen.


Sonntag, 9. Juni 2013

Heimat der Leistungsträger



Vor einer Woche war Hace Oberbumsti Gast in der ORF-Pressestunde. Da hatte im Vorfeld Herbert Kickl viele Überstunden machen müssen, um all die Antworten auf die nie gestellten Fragen in Straches Gehirn zu bugsieren.

Noch kurz vor der Sendung wusste ich nicht genau, was ich tun sollte. In die Küche gehen und ein leckeres Mahl für meine Lieben und mich zubereiten oder Führer Strache beobachten, wie er stammelnd den gestellten Fragen ausweicht und immer wieder die vorher auswendig gelernten Phrasen absondert. Andererseits würde ich nach der Sendung sicher keine Lust zum Kochen haben. Mordgelüste vielleicht. Aber die machen auch nicht satt. Außer man heißt zufällig Hannibal Lecter.

Falls es wen interessiert – ich entschied mich für die Küche und gab mir Straches Mentaldiarrhö als Zusammenfassung in den Nachrichten.
Die FPÖ, so der Zahntechniker, sei eine Heimatpartei für alle Leistungsträger. Da ist sicher was dran. Die schwarzblaue Schüsselregierung hat das ja eindrucksvoll bewiesen. Was die sich alles geleistet und an Staatsvermögen weggetragen haben, davon kann Hace nur Träumen. Er deponierte noch viele schöne aber leere Worthülsen. Und dann begannen die unscheinbaren Tabletten, welche er offensichtlich vor der Sendung auf Anraten des großen Vordenkers Herbert Kickl genommen hatte, zu wirken. „Ich habe noch nie einen Ausländer-Wahlkampf gemacht.“ Und ausländerfeindlich ist er schon gar nicht. Zugegeben, er ist mehr ein Inländerfreund. Aber das ist ja nicht verboten.

Heimatliebe statt Marokkaner-Diebe (2012)
Mehr Mut für unser „Wiener Blut“. Zu viel Fremdes tut niemanden gut. (2010)
Daham statt Islam (2006)

Das waren nur drei von unzähligen Wahlslogans aus dem schier unerschöpflichen FPÖ-Repertoire. Mit Ausländerfeindlichkeit haben die aber nichts zu tun.


Freitag, 7. Juni 2013

Ficken fürs Vaterland



Der Staat braucht Kinder, viele Kinder. Nein, der Staat ist nicht besonders kinderlieb. Eigentlich sind ihm Kinder scheißegal. Aber um erwachsene Steuerzahler zu bekommen, muss man erst einmal Kinder haben. Und die gibt es nicht bei Billa. Dort kriegt man nur Hausverstand. Das Problem dabei ist, dass die ÖsterreicherInnen zu wenig Kinder produzieren. Können oder wollen sie nicht, man weiß es nicht genau. Gevögelt wird wahrscheinlich eh genug. Aber halt mit Airbag.

Aus diesem Grund versucht die ÖVP wieder einmal Werbung für die Kinderproduktion zu machen. Das hat schon einmal vor geraumer Zeit Elisabeth Gehrer versucht. Sie riet damals den jungen Leuten lieber zu Hause zu bleiben und Kinder zu machen, anstatt nächtelang in Discos zu versumpern. Poppen statt rocken – sozusagen. Das ist damals bei der Jugend nicht wirklich gut angekommen.

Nun versucht Reinhold Mitterlehner sein Glück. Unter dem Motto „Kinder halten Österreich jung“ startet er eine Werbekampagne. Die Kosten für Spots und Printanzeigen belaufen sich auf schlappe 800.000 Euro. Selbstverständlich hätte man mit dem Geld auch einige Kinderbetreuungsplätze oder zusätzliche KindergärtnerInnen finanzieren können, aber das wäre, so kurz vor der Wahl, zu unspektakulär.

Natürlich kosten Kinder auch Geld. Aus diesem Grund wird die Familienbeihilfe auch reformiert. Demnächst irgendwann. Aber das ist nicht so wichtig. Der Befehl lautet: Errrrrrrektion! Ficken fürs Vaterland!


Sonntag, 2. Juni 2013

Eurogruppen-Vollzeitchef gesucht



Die Rezession und die Arbeitslosigkeit in der Eurogruppe müssen bekämpft werden. Darin sind sich Angela Merkel und Francois Hollande einig. Aus diesem Grund, so gaben die beiden Geistesriesen bekannt, benötigt die EU einen Eurogruppen-Vollzeitchef. Bravo!

Dadurch wird zwar weder in Spanien, Griechenland oder sonst wo in Europa die Arbeitslosigkeit sinken, aber ein von Arbeitslosigkeit bedrohter Politiker, also ein von seiner Partei wegen Unfähigkeit oder was auch immer verstoßener Dolm samt Gefolgschaft hat wieder einen sicheren Job. Das ist immerhin schon ein guter Anfang.

Für diese anspruchs- und verantwortungsvolle Tätigkeit ist niemand besser geeignet, als unser Ex-Eu-James-Bond Ernst Strasser. Er weiß, ob, wann, mit wem und wie viel geht. Zugegeben, das hat der Ernstl nicht immer gecheckt. Aber er hat aus seinen Fehlern gelernt – hoffentlich.

Und wenn er dann demnächst oder irgendwann einmal seine Strafe in staatlicher Obhut verbüßt, macht das auch nichts. Diesen Job kann man sicher auch in Heimarbeit erledigen.


Samstag, 1. Juni 2013

Die Bankenokkasion



Zuerst war die Hypo-Alpe-Adria-Bank Jörg Haiders persönlicher Goldesel. Und das war gut so. Zumindest für Jörg Haider. Das Geld, welches der Landesheilige ungeniert abzweigte, versuchte die Bank durch riskante und dubiose Geschäfte am Balkan wieder hereinzubringen. Was – wie wir leider alle wissen – nicht gelang. Großzügig übernahm das Land Kärnten Haftungen.

Als die Kacke am Dampfen war, zog man die Bayern übern Tisch und drehte ihnen die Schrottbank an. Bei der Gelegenheit versuchte man auch noch ordentlich Schwarzgeld für die Partei zu lukrieren. Weil es eh schon wurscht war. Leider checkten die Weißwurst-Gourmets alsbald, dass ihnen da ein Kuckucksei ins Nest gelegt wurde. Also zurück zum Absender. Es folgte die Notverstaatlichung. Was bedeutet, dass ab diesem Zeitpunkt uns allen diese tolle Bank gehörte. Danke Josef Pröll.

Und nun ist sie endlich verkauft worden, die Hypo-Alpe-Adria-Bank. An einen britischen Inder. Egal, Hauptsache weg. Na ja, ganz so weg ist die Bank doch nicht. Genau genommen wurde die Österreich-Tochter der Hypo-Alpe-Adria-International AG verkauft. Die Sorgenkinder mit den vielen faulen Krediten am Balkan sind uns erhalten geblieben. Übrigens – 65,5 Millionen Euro war der Okkasionspreis. Und als kleines Trostpflaster behält das Land Kärnten seine Haftungen für die Bank.

Nein, es tut mir leid, das ist keine Horrorgeschichte, die meinem alten, kranken Gehirn entsprungen ist. Das ist die Wahrheit. Was ich noch sagen wollte. Da die Bank zuletzt dem Bund gehörte, ist für den Verkauf letztendlich die Finanzministerin verantwortlich. So, und jetzt ist es an der Zeit für ein paar Pflichtwatschen für die Mizzi. Shortly, without von delay.