Seit 2015 ist auch in Österreich bei
der Bevölkerung angekommen, dass Migration möglicherweise ein
Problem ist, welches auch die Alpenrepublik massiv betrifft. Bis
dahin war es uns, salopp ausgedrückt, relativ wurscht. Ab und zu sah
man in den Nachrichten zwar Bilder aus Griechenland, Italien oder den
Kanarischen Inseln, wo Migranten mehr oder weniger lebend
angeschwemmt wurden bzw. in desolaten Booten anlandeten.
Aber spätestens seit 2015 wissen wir,
es betrifft auch uns. Da müssen wir selbstverständlich etwas
dagegen tun. So einfach wollen wir unser Paradies von diesen Fremden
nicht einvernehmen lassen. Die Lösungen waren von ÖVP und vor allem
der FPÖ rasch gefunden. Die Balkanroute muss geschlossen werden. Nun
wurde klar, dass Flüchtlingsströme nicht so einfach zu stoppen
waren. Schon ertönte die nächste geniale Forderung. Die
Mittelmeerroute muss dicht gemacht werden.
Die Identitäre Bewegung Österreich
unter Martin Sellner, eine rechtsextreme Bewegung
wohlstandsverwahrloster junger Menschen, charterte ein Schiff um
Flüchtlinge im Mittelmeer abzufangen und zurück, wohin auch immer,
zu bringen. Blöd nur, dass ein Teil der Mannschaft Tamilen waren,
deren einziges Ansinnen war, selbst in der EU um Asyl anzusuchen. Wie
diese hirnverbrannte Aktion ausging, ist in den Medien nachzulesen.
Da nun besonders viele Flüchtlinge aus
Afrika ihren Weg nach Europa suchen, gibt es von der Politik so tolle
Ideen, wie „Hotspots“ in Afrika einzurichten, wo diese Menschen
Asylanträge stellen sollen. Außerdem stoppte die EU den Export von
Schlauchbooten nach Afrika, um das Schlepperwesen einzudämmen. Nach
dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. Toll.
Unsere Politiker reden großspurig, man
müsste das Übel in den Herkunftsländer dieser verzweifelten
Menschen bekämpfen. Und wie sieht das konkret aus?
Waffenexporte in Krisengebiete werden
nach wie vor gemacht. Die EU subventioniert immer noch Agrarexporte
nach Afrika, die den ansässigen Bauern die Lebensgrundlage nehmen.
Die Bodenschätze, von denen Afrika reich gesegnet ist, werden von
internationalen Konzernen ausgebeutet, wobei mit korrupten
Regierungen entsprechende Abkommen getroffen werden und die hiesige
Bevölkerung keinen Cent sieht. Vor den afrikanischen Küsten kreuzen
internationale Fischfangflotten und nehmen den einheimischen Fischern
jede Lebensgrundlage.
Um ein konkretes Beispiel zu nennen.
Die Firma Dr. Oetker errichtete mit Hilfe von
Entwicklungshilfegeldern Tiefkühlhäuser in Kenia. Dorthin werden
aus Deutschland Tiefkühlpizzen exportiert und vor Ort verkauft. Die
österreichische Entwicklungshilfe, welche dem Außenministerium
untersteht, fördert in erster Linie die Interessen des
Raiffeisenkonzerns. Auf den Punkt gebracht besteht die sogenannte
Entwicklungshilfe nur darin noch mehr Profit zu Lasten der Ärmsten
der Armen zu machen.
Aber in Österreich schreien
vornehmlich Rechtsdreher, Menschen, die Stolz auf ihre Heimat sind,
dass so viele böse Wirtschaftsmigranten unser schönes Land in
Besitz nehmen wollen. Sie bedenken allerdings nicht, dass Stolz in
diesem Fall falsch am Platz ist. Es ist Zufall, dass sie und auch ich
in diesen Land geboren wurden. Es ist ein verdammter Lottosechser,
eine Gnade, für die wir dankbar sein sollten. Auch ein bisschen
Demut wäre angebracht.
Es hätte auch schlimmer kommen können.
Sie oder ich könnten in Somalia oder wo auch immer zur Welt gekommen
sein. Seien wir froh, dass dies nicht der Fall war.