Sonntag, 31. Januar 2016

Nicht schön


Na endlich, das hat ja ewig lang gedauert. Die Freizeitlichen haben einen Bundespräsidentschaftskandidaten. Eine Weile wurde spekuliert, dass Ursula Stenzel für die Schnürstiefelfraktion ins Rennen geht, aber die Parteistrategen haben sich dann doch anders entschieden. Ist ja irgendwie nachvollziehbar. Wer hätte Stenzel bitteschön wählen sollen? Die Pensionisten von Hietzing und Döbling sind kaum mehrheitsfähig. Und die Zentralfriedhofsbewohner sind nicht wahlberechtigt. Aus diesem Grund hat Bumsti kurzfristig umdisponiert und Norbert Hofer zum Bundespräsidenten erklärt. Nein, also zum Kandidaten natürlich. Obwohl, Strache hätte – davon bin ich überzeugt – auf diese ganze, unnötige Wahlprozedur gerne verzichtet.

Und, Norbert Hofer, was für eine Überraschung, ist wie der Rest der Hardcore-Adolfianer für eine Verschmelzung des Bundespräsidenten mit dem Kanzlerposten. Den Präsidentenkanzler nennen wir dann der Einfachheit halber Reichskanzler, und alles ist wieder gut. Zumindest für die tagträumenden Effen.

Über seine Wahlchancen meinte Hofer im Interview: „Ich bin sehr, sehr hungrig auf die Stichwahl.“ Vielleicht spendiert ihm ja ein Parteifreund bis dahin ein Wurstsemmerl mit einer Polnischen, damit er nicht verhungert. Der Wahlkampf selbst dürfte ein Kampf der Worte werden, denn Hofer erklärte: „Ich mache auch kein Fairnessabkommen.“ Worauf der Haus-und Hoflyriker Herbert Kickl ergänzte, es gehe nur um die Fairness zwischen Kandidaten und Bürgern.

So wird dann der offizielle Wahlkampf der FPÖ voraussichtlich in einem Bierzelt, irgendwo in Oberösterreich, in der Nähe von Braunau, mit der Frage eröffnet: „Wollt ihr den totalen Wahlkampf?“

Aber auch so etwas muss eine gesunde Demokratie aushalten. Es ist zwar nicht schön, aber aushalten wird sie es.

Samstag, 23. Januar 2016

office@merkur.co.at

Betrifft: Schnittlauch als Globetrotter

Sehr geehrte Damen und Herren!
Heute war ich im Merkur-Markt Handelskai 94-96 einkaufen. Auf meinem Einkaufszettel stand unter anderem „Schnittlauch“. Ich fand ihn auch auf Anhieb, was nicht selbstverständlich ist, da besonders in der Obst- und Gemüseabteilung des Marktes die Mitarbeiter und auch Innen sehr gerne und häufig die Ware umlagern. Der tiefere Sinn dieser Aktionen blieb mir bis heute verborgen. Wahrscheinlich laufen da interne Wetten, wie lange die Kunden die Ware suchen.
Egal. Ich fand den Schnittlauch auf Anhieb und war glücklich. Aber irgend etwas störte mich bei den einzeln, in Plastiktäschchen verpackten Portionen. Das war alles ein bisschen zu perfekt. Ich nahm ein Päckchen in die Hand und betrachtete den Inhalt. Jeder Halm war makellos. Was war das? Hand verlesener Schnittlauch? Auf der Rückseite, auf dem Preisschild kam dann die große Überraschung. Unter Herkunftsland stand da „Kenia“. So frisch und makellos und entspannt wie der Schnittlauch aussah, ist der sicher erster Klasse geflogen.
Sofort musste ich an den ersten Satz auf der Merkur-Homepage auf der Seite „Nachhaltigkeit“ denken. Da steht: „MERKUR, Österreichs führender Verbrauchermarkt, trägt große Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft.
Sehr ernst scheint es der Konzernleitung mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz wohl nicht zu sein, wenn man Gemüse, das saisonal bedingt nicht zur Verfügung steht, um den halben Globus karrt, um es doch anbieten zu können. Die Frage, ob der Schnittlauch „fair-trade“ geerntet und eingekauft wurde, erübrigt sich sicher.
Mit freundlichen Grüßen

Franz Schwingenschrot

Donnerstag, 21. Januar 2016

Beruhigt


Zwei Stunden hat er gedauert, der Asylgipfel. Die Crème de la Crème der österreichischen Politszene, vom Bundeswerner über den Vizereinhold, der seinen Namen jetzt in Raushold umändern lässt, bis zu seiner Majestät, Erwin der Gütige, Kaiser von Niederösterreich, war alles vertreten, das der gemeinen Wählerschaft die Zornesröte ins Gesicht treibt.

Aus den geforderten Obergrenzen bei Asylwerbern wurden Richtwerte. Das klingt gleich viel besser. Ähnlich verhielt es sich ja bei den „besonderen baulichen Maßnahmen“ in Spielfeld. Alle wussten, dass damit ein Zaun gemeint war, es wurde auch ein Zaun errichtet, aber es bleiben trotzdem „besondere bauliche Maßnahmen“. Weil wir sicher keine Grenzzäune aufstellen. So was tun wir nicht.

Heuer liegt die magische Obergrenze bei 37.500 Asylwerbern. Unter Umständen könnte diese Denkweise mit der Genfer Flüchtlingskonvention kollidieren. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner hat da eine supergute Idee. Sie meinte, Österreich könnte bei einer Überschreitung der Grenze – wahrscheinlich meinte sie damit den Richtwert – nach schwedischem Vorbild Asyl-Anträge annehmen, sie aber erst nach Jahren bearbeiten und die Asylwerber in dieser Zeit in Lagern notversorgen. Dass internierte, zum Nichtstun verdammte Menschen ohne Perspektive nicht gerade vor Lebensfreude und Optimismus überschäumen und vielleicht aus diesem Grund auch eher dazu neigen, die hiesigen Gesetze zu ignorieren, scheint der Ministerin nicht bewusst zu sein. Mit anderen Worten, diese Idee ist selten dämlich.
 
OK. Nehmen wir einmal an, obwohl dieser Fall sicher nie eintreten wird, dass die Obergrenze irgendwann im Herbst erreicht ist. Was geschieht dann? Stehen dann an den relevanten Grenzübergängen Schilder, wie man sie vor Tiefgaragen findet, wo das leuchtend grüne „FREI“ erlischt und ein grellrotes „BESETZT“ den Flüchtenden zeigt, dass sie umkehren müssen?

Wird dann schnell eine Mauer (nach Berliner Vorbild mit allen Extras) hochgezogen, um die Grenze dichtzumachen? Keine Antworten. Und was würde unser oberster Grenz-, Werte- und Abendlandschützer in diesem Fall tun? Außer blöd reden und hetzen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch blöder reden und noch mehr hetzen.

Wie man unschwer erkennen kann, haben unsere Volksvertreter das Problem absolut unter Kontrolle. Das beruhigt.