Es
war Abend. Neun Stunden Arbeit lagen hinter mir. Der Pensionsantritt ist einen
kleinen Schritt und der Sarg eine gefühlte Meile näher gerückt. Egal. Ich hatte
mich bequem auf die Couch platziert, starrte auf den Fernseher und lauschte den
Nachrichten.
Heute
keine Horrormeldung vom nordkoreanischen Diktator-Bonsai? Ich war enttäuscht. Eigentlich
sollte man unseren Strache-Bumsti nach Pjöngjang schicken. Die beiden
Vollkoffer würden sich intellektuell wunderbar ergänzen. Dieses Gespann könnte
man durchaus als experimentelle Kunstinstallation vermarkten.
Da
schreckte ich aus meinem lustigen Tagtraum hoch. Der Nachrichtensprecher
erzählte etwas von einer neuen Studie über Autofahrer und deren gestörtes
Verhältnis zu Zebrastreifen. Speziell, wenn Fußgänger diese überqueren wollen.
Die meisten Autofahrer, so der ORF-Mann mit Bildungsauftrag, bleiben vor einem
Schutzweg nicht stehen, wenn ein Fußgänger diesen überqueren will oder dies
auch tatsächlich tut. Es geht ihnen am Arsch vorbei. Manche Gaspedalritter
sehen solche Situation sportlich und beschleunigen, um den Zebrastreifen noch
vor dem Fußgänger zu passieren. Das gelingt nicht immer. In so einem Fall ist
dann auch gleich ein für alle Mal geklärt, wer hier der Stärkere ist.
Der
Bericht endete mit der launigen Bemerkung des Moderators, dass der Schutzweg
nur ein Zebrastreifen ist, der vor nichts schützt. Und dafür mussten sie eine
Studie bemühen? Das war schon immer so und wird auch so bleiben, weil unsere
Politiker vor der Autofahrerlobby in die Knie gehen. Natürlich könnte man vor
Zebrastreifen automatische Kameras installieren, schöne Fotos machen und diese
an die stolzen Autofahrer verkaufen.
Na
arg! So was geht aber gar nicht. Die Autofahrer sind doch ohnehin die Melkkühe
der Nation – sagen sie zumindest. Ja, es ist schon ein ganz spezieller
Menschenschlag und ein wenig verhaltensoriginell sind sie auch. Meist, es gibt,
wenn überhaupt, nur ganz wenige Ausnahmen, identifizieren sie sich mit ihrem
Gefährt. „Heute stehe ich ganz schlecht“, beklagt sich A bei B. Dabei steht A,
wenn überhaupt nur mental auf der Leitung, sitzt aber im wirklichen Leben vor
seinem Schreibtisch. „Vorgestern war ich beim Service. Wahrscheinlich ist meine
Einspritzpumpe kaputt.“ „Das erinnert mich – ich muss morgen zum Urologen,
Prostatauntersuchung.“
Sie
sprechen von ihren Autos, als wären sie es selbst oder ein Stück von ihnen. So,
und wer wundert sich jetzt noch über das Ergebnis der Studie?