Dienstag, 30. April 2013

Spindelegger bei Windstärke 12



Michael Spindelegger sieht seine ÖVP auf der Siegerstraße und sich selbst zumindest als Bundeskanzler. Yes, I can, denkt sich Big Michael beim morgendlichen Blick in den Badezimmerspiegel, geht kurz in sich und korrigiert sich. Yes, I must. Danach verzieht er sein Gesicht und läuft aufs Klo.

Die Umfragen prognostizierten der ÖVP in Tirol einen mehr oder weniger desaströsen Absturz. Da die Parteifarbe ohnehin schwarz ist, brauchte man sich nicht gesondert auf das Unvermeidliche vorbereiten. Doch es kam ganz anders. Die Schwarzen verloren bei der Landtagswahl nur 0,9 Prozentpunkte, was 2,22 Prozent entspricht.

Während sich Günther Platter in seiner Politik der Gastfreundschaft, (er lässt sich gerne zur Jagd einladen), bestätigt sieht, schwebt Michael Spindelegger bereits in anderen Sphären. „Das war kein Westwind, sondern ein Orkan, der bis Wien weht“, verkündete er der Welt.

Wahrscheinlich hat er damit das Innsbrucker Wahlergebnis gemeint. Hier lagen die Grünen mit 23,85 Prozent Stimmenanteil am ersten Platz. Und das ist schon eine kleine Sensation.


Sonntag, 28. April 2013

Als wär`s ein Stück von mir.



Es war Abend. Neun Stunden Arbeit lagen hinter mir. Der Pensionsantritt ist einen kleinen Schritt und der Sarg eine gefühlte Meile näher gerückt. Egal. Ich hatte mich bequem auf die Couch platziert, starrte auf den Fernseher und lauschte den Nachrichten.

Heute keine Horrormeldung vom nordkoreanischen Diktator-Bonsai? Ich war enttäuscht. Eigentlich sollte man unseren Strache-Bumsti nach Pjöngjang schicken. Die beiden Vollkoffer würden sich intellektuell wunderbar ergänzen. Dieses Gespann könnte man durchaus als experimentelle Kunstinstallation vermarkten.

Da schreckte ich aus meinem lustigen Tagtraum hoch. Der Nachrichtensprecher erzählte etwas von einer neuen Studie über Autofahrer und deren gestörtes Verhältnis zu Zebrastreifen. Speziell, wenn Fußgänger diese überqueren wollen. Die meisten Autofahrer, so der ORF-Mann mit Bildungsauftrag, bleiben vor einem Schutzweg nicht stehen, wenn ein Fußgänger diesen überqueren will oder dies auch tatsächlich tut. Es geht ihnen am Arsch vorbei. Manche Gaspedalritter sehen solche Situation sportlich und beschleunigen, um den Zebrastreifen noch vor dem Fußgänger zu passieren. Das gelingt nicht immer. In so einem Fall ist dann auch gleich ein für alle Mal geklärt, wer hier der Stärkere ist.

Der Bericht endete mit der launigen Bemerkung des Moderators, dass der Schutzweg nur ein Zebrastreifen ist, der vor nichts schützt. Und dafür mussten sie eine Studie bemühen? Das war schon immer so und wird auch so bleiben, weil unsere Politiker vor der Autofahrerlobby in die Knie gehen. Natürlich könnte man vor Zebrastreifen automatische Kameras installieren, schöne Fotos machen und diese an die stolzen Autofahrer verkaufen.

Na arg! So was geht aber gar nicht. Die Autofahrer sind doch ohnehin die Melkkühe der Nation – sagen sie zumindest. Ja, es ist schon ein ganz spezieller Menschenschlag und ein wenig verhaltensoriginell sind sie auch. Meist, es gibt, wenn überhaupt, nur ganz wenige Ausnahmen, identifizieren sie sich mit ihrem Gefährt. „Heute stehe ich ganz schlecht“, beklagt sich A bei B. Dabei steht A, wenn überhaupt nur mental auf der Leitung, sitzt aber im wirklichen Leben vor seinem Schreibtisch. „Vorgestern war ich beim Service. Wahrscheinlich ist meine Einspritzpumpe kaputt.“ „Das erinnert mich – ich muss morgen zum Urologen, Prostatauntersuchung.“

Sie sprechen von ihren Autos, als wären sie es selbst oder ein Stück von ihnen. So, und wer wundert sich jetzt noch über das Ergebnis der Studie?


Samstag, 27. April 2013

Ein Brief von Mizzi



Die EU strebt einen gemeinsamen Datenaustausch an, um bösen Buben und auch Mädchen Steuerhinterziehung und Schwarzgeld horten etwas zu erschweren. Verhindern wird man es nicht können – denn, wo ein Wille ist, ist auch ein Gebüsch.

Alle sind, mehr oder weniger, dafür. Sogar Luxemburg ist bereit, seinen Ruf als Schwarzgeldbunker zu opfern. Kein Problem also, wenn da nicht Mizzi Fekter wäre. Sie wehrt sich, wie eine in Panik geratene, alte Klosterschwester vor der Erstbesteigung durch den Abt. Zuletzt verfasste sie sogar einen Brief an den zuständigen EU-Kommissar mit vier Bedingungen, um dem Datenaustausch vielleicht, eventuell doch noch zuzustimmen.

Gott sei Dank gibt es aber im Finanzministerium einen Beamten (oder eine Beamtin, so genau weiß man das nicht), der / die noch nicht dem Charme der Schottermizzi erlegen ist. Und so gelangte der Brief zu den Medien. Danke!

Faymann war entsetzt. Wahrscheinlich weniger über den Inhalt, als über die Tatsache, dass diese Vorgehensweise nicht mit ihm abgesprochen war. Spindelegger ließ ausrichten: „I sog nua ans – i woa`s net!“ Mizzi ließ mitteilen, dass sie die Aufregung nicht verstehe. Schließlich handle es sich hier ja nur um einen Entwurf. Der Brief ist ja nicht wirklich nach Brüssel gesandt worden. Beim Ministerrat wird sie es wahrscheinlich so formulieren: Scheisst`s eich net aun.

Etwas Gutes bewirkte diese Aktion doch. Die Regierung erwachte kurzfristig aus ihrer Lethargie. Fieberhaft sucht man nun nach dem Verräter im Finanzministerium.


Mittwoch, 24. April 2013

Wer Wind sät, wird Sturm ernten.



Nach der Wasserprivatisierungsrichtlinie, damit auch Kleinunternehmen wie Nestlé endlich ins Geschäft kommen, plant die EU eine neue, tolle Aktion. EU-Saatgutverordnung nennt sich das Unding und es sieht vor, dass nur noch entsprechend genehmigtes Saatgut gehandelt und ausgebracht werden darf.

Ja selbst der Huberbauer macht sich strafbar, wenn er seiner überaus attraktiven Nachbarin zum Geburtstag ein paar Paradeiser Setzlinge schenkt. Da mutiert er flugs zum Paradeiser-Guerilla. In Deutschland würde man ihn Tomaten-Terrorist bezeichnen.

Was vor Jahren der Elektroindustrie mit dem Verbot der Glühbirnen gelungen ist, scheint nun der Firma Monsanto mit dem Saatgut zu schaffen. Und was sagt eigentlich unser Umwelt-, Landwirtschafts- und Lebensminister, Big Niki zu diesem Fall?

Nichts. Aber das mit Nachdruck und aller gebotenen Deutlichkeit.


Sonntag, 21. April 2013

Anlügen für Österreich



Im Herbst ist Nationalratswahl. Schon jetzt machen sich verantwortungsvolle BürgerInnen darüber Gedanken, was man in Österreich besser machen kann, soll oder muss. Speziell dafür wurde der Verein „Anliegen für Österreich“ gegründet. Hier kann Jedermann und auch Frau seine Ideen und Wünsche kundtun.

Der Verein ist überparteilich und unabhängig und hat als Obfrau die Raiffeisen-Managerin Michaela Steinacker. So etwas nennt man ein Oxymoron. Zufällig unterstützt der Verein Michael Spindelegger. Aber nur deshalb, so Steinacker, weil man davon überzeugt ist, dass Big Spindi Österreich am besten führt. Und dann wird sie konkreter: „Er ist die beste Wahl für uns.“ Eh klar. Einen Roten wird Raiffeisen nicht sponsern.

Die Offenlegung der Spenden nach dem neuen Parteispendengesetz hat Steinacker nicht vor. Man sei „überparteilich“ und finanziere sich über private Spenden. „Wir sind privat organisiert, es besteht überhaupt keine rechtliche Notwendigkeit und wir werden das auch nicht offenlegen“, so die Obfrau gegenüber der APA.

Das ist natürlich eine relativ elegante Art Parteispenden zu vertuschen und ein Gesetz zu umgehen, das man selbst mitzuverantworten hat. Vielleicht sollte man den Verein umbenennen in „Anlügen für Österreich“.


Freitag, 19. April 2013

Strache und das Verbrecher-Dorado



Wieder mutierte ein Hoffnungsstern am blauen Polithimmel zur Sternschnuppe und verabschiedete sich aus der Politik. Nicht ganz freiwillig. Sebastian Ortner, Linzer FPler wurde ein Film, der ihn und Gesinnungsgenossen bei Wehrsportübungen mit Gottfried Küssel zeigen zum Fallstrick. Ortner erklärte zwar, dass es sich dabei um Jugendsünden handle und er – Ehrenwort – mit diesem Neonazipack nichts mehr am Hut habe, aber investigative Journalisten konnten das Gegenteil beweisen.

Was lernen wir daraus? Lügen macht nur dann Sinn, wenn die Wuchtln auch relativ wasserdicht sind. (Für Nachschulungswillige steht Mensdorff-Pouilly sicher gerne als Lehrmeister zur Verfügung.)

Nachdem die Linzer Sternschnuppe am Firmament verblasste, schloss Hace Strache die Augen und wünschte sich was. Und zwar eine berittene Polizei für Wien. „Prügeleien, Axtwürfe, Messerstechereien, Drogenhandel und jetzt sogar ausgeraubte Radfahrer – die Donauinsel ist zu einem Verbrecher-Dorado verkommen“, so die Begründung des Oberblauen für die Forderung. Strache würde diese Polizeieinheit vor allem auf der Donauinsel, im Prater und in durchgrünten Siedlungsgebieten in den Randbezirken einsetzen wollen, da diese Gebiete in Wien zu einem „Verbrecher-Dorado“ verkämen.

Und die Polizei bereitet sich auf die neue Situation bereits intensiv vor. Heute erst sah ich einen Gesetzeshüter, wie er beim Würstelstand mehrere Pferdeleberkässemmeln orderte.


Dienstag, 16. April 2013

Wunderpillen



Die Salzburger Landtagswahl rückt unbarmherzig näher, die Nationalratswahl taucht auch schon bedrohlich am Horizont auf und der Oberbumsti Strache wird immer nervöser. In einem Facebook-Eintrag goutiert Hace den Vorschlag des Salzburger FPÖ Chefs Karl Schnell, der von einer „Umvolkung in gewissen Bereichen“ sprach. Man könne über das Vokabel „durchaus diskutieren“, so Strache, jedoch der „eigentliche skandalöse Zustand“, nämlich ein „organisierter und schleichender Bevölkerungsaustausch“ sei ein massives Problem für die österreichische Bevölkerung“. Diesen Bevölkerungsaustausch hat Strache vor allem in den Städten bemerkt.

Seine Partei kritisiere aber weniger die Menschen, sondern vor allem SPÖ, ÖVP und Grüne, welche diese „negative Massenzuwanderung und ihre negativen Auswirkungen unterstützen“. Die „rot-schwarz-grünen Verantwortungsträger“ sind nicht bereit, den verantwortungslosen Bevölkerungsaustausch zu beenden.

OK. Jetzt noch einmal, ganz langsam, zum Verstehen. Strache beklagt sich über eine negative Massenzuwanderung. Negative Zuwanderung = Abwanderung. Das bedeutet, Hace ist für mehr Zuwanderer.

Na bitte, geht doch. Egal welche Tabletten er genommen hat, Hauptsache, sie wirken noch eine Weile.


Montag, 15. April 2013

Schlechte Orientierung



Mizzi Fekter löste im „Krone-Interview“ eines der größten Rätsel – und das shortly, without von delay. Oft schon fragten wir uns mit Sorgenfalten, so groß wie der Grand Canyon, warum Mizzi das macht, was sie macht. Jetzt kennen wir die Grundlage ihrer Handlungsweise. „Ich orientiere mich an meinen Fans.“

Nun, in diesem Fall in der Mehrzahl zu sprechen ist unbegründeter Optimismus, wenn nicht sogar Prahlerei. Wahrscheinlich teilt sie sich mit KHG jenen Verehrer, der Grasser bereits schriftlich attestierte, dass er viel zu schön, intelligent und was weiß ich noch alles ist.

Und was bedeutet das für uns, das Volk, die nicht kreischend vor dem Finanzministerium auf ihren Star wartenden Fans? Wir sind die Gefekterten, denn Mizzi ist Fanvertreterin, nicht Volksvertreterin.

Warum sie dann trotzdem regelmäßig im Parlament, und nicht als Vorprogramm bei Hansi Hinterseer Events auftritt, bleibt weiterhin ein Rätsel.


Sonntag, 14. April 2013

Der rechtsextreme Renner



Karlheinz Kopf, schwarzer Vordenker und Geistesriese, will den Wiener „Dr.-Karl-Renner-Ring“ in „Parlamentsring“ umbenennen. Natürlich wäre ihm „Spindelegger-Boulevard“ lieber gewesen, aber so weltfremd ist selbst er nicht, dass er nicht wüsste, mit diesem Vorschlag bei der SPÖ auf geringfügigen Widerstand zu stoßen.

Nein, der Grund dafür ist nicht eine Retourkutsche gegen die rote Verbannung Luegers aus einem Ring-Teilstück. Da steht er drüber, das ist ihm wurscht. Wenn man die Biographie Renners kritisch betrachtet, so gibt es da „neben positiven Verdiensten auch antisemitische und republiksfeindliche Flecken“. So ist, um nur eines von vielen Beispielen zu nennen, durch mehrere glaubwürdige Zeugen belegt, dass Renner wiederholt mit dem rechten Zeigefinger in der Nase gebohrt hat.

Das ist nicht nur pfuigack, sondern beinahe schon rechtsextrem.


Die Industriellenvereinigung als Sinnstifter



Während ÖGB und AK bereits seit längerer Zeit eine Verkürzung der jährlichen Arbeitszeit durch eine sechste Urlaubswoche fordern, holt nun die Industriellenvereinigung zum Gegenschlag aus.

Generalsekretär der IV, Christoph Neumayer, fordert eine Grundsatzdiskussion über die Feiertage und verlangt vorerst eine Verschiebung der Donnerstag-Feiertage auf Freitage. Ziel ist es, die Zahl der Fenstertags-Wochenenden zu reduzieren. Damit wäre schon viel gewonnen, meint Neumayer. Dass es dabei naturgemäß auch ein paar Hanseln gibt, die viel verlieren, berührt den Generalsekretär nicht wirklich. Nach seinem Empfinden rufen die Radiomoderatoren das Wochenende praktisch schon am Mittwoch aus. Das kann und darf natürlich nicht sein. Was er dabei vergisst oder ignoriert ist, dass keinem Arbeitnehmer der Fenstertag geschenkt bekommt. Die Zeit muss eingearbeitet oder ein Urlaubstag dafür geopfert werden.

Wir sind eine Freizeitgesellschaft, warnt Neumayer. Man muss auch das Sinnstiftende der Arbeit wieder in den Mittelpunkt rücken. Schön gesagt. So gesehen ist der Arbeitgeber auch der Sinnstifter. Und weil Freizeit das Gegenteil von Arbeitszeit ist, ist diese auch sinnlos. Dagegen muss natürlich etwas gemacht werden.

Die Dienstag-Feiertage werden auf Sonntage verschoben, die Mittwoch-Feiertage auf Samstage, den Sonntag verschieben wir auf den Mittwoch und den Dienstag auf den Donnerstag. Und wenn wir nicht mehr weiter wissen, würfeln wir.

Arbeit muss wieder Freude machen, sinnvoll ist sie sowieso und in gewisser Weise macht sie sogar frei. Ja, das haben bereits unsere Großväter gewusst. In Südpolen steht das in großen Eisenlettern über einem Eingangstor.