Dienstag, 27. Dezember 2022

Fünfzig Jahre Licht ins Dunkel

Die Regierung hat, wie sie meint, einen Grund zum Feiern und alle Politiker feiern mit. „Fünfzig Jahre Licht ins Dunkel“. Fünfzig Jahre ORF-Show, wo sich A bis C-Promis im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit präsentieren, ihr offenes Herz „für die gute Sache“ zeigen dürfen. Am Spendentelefon sitzend, Namen und Adressen der Spendenwilligen notierend.

Und natürlich dürfen die Politiker nicht fehlen. Vom Bundespräsidenten bis zum Nationalratsabgeordneten. Wer auf sich hält, gratis Promotion mit einer ungeheuren Reichweite, die sonst unbezahlbar wäre schätzt, der tanzt an beim kollektiven Spenden schnorren. Und auch nach fünfzig Jahren sind die ÖsterreicherInnen nicht müde geworden zu spenden. Sie freuen sich, wenn es ihnen so gut geht, dass sie etwas abgeben können. Und die Großspender haben den Staat um ein Vielfaches ihrer Spende mit den Steuern betrogen. Da kann man dann schon ein bisschen großzügig sein. Es ist ja für einen guten Zweck und die Spendenempfänger sind ja so dankbar und freuen sich wie kleine Kinder auf das Christkind.

Fünfzig Jahre sind eine lange Zeit. Innerhalb von fünfzig Jahren ist es den PolitikerInnen nicht gelungen, jene Menschen, denen das Schicksal so richtig auf den Schädel geschissen hat, mit ins soziale Rettungsboot zu nehmen. Seit fünfzig Jahren wurde nicht einmal der Versuch unternommen, diesen Menschen zu helfen. Stattdessen lässt man sie im Regen stehen, lässt sie betteln und um Hilfe winseln. Und dann, zu Weihnachten, wenn sie auch wirklich ganz brav waren, bekommen sie ein Stück vom Spendenkuchen.

Und weil unsere Politiker nicht nur asozial, hinterfotzig und durchtrieben sind, belügen Sie uns jedes Jahr mit der großzügigen Ankündigung, dass die Regierung die Spendengelder verdoppelt. Halleluja! Natürlich zahlt bei dieser Verdoppelungsaktion kein Politiker auch nur einen Cent aus seiner eigenen Tasche. Es sind unsere Steuergelder, die hier zu Spenden mutieren. Das wird natürlich nicht erwähnt. Wie gesagt, unsere Politiker mögen verschlagen und schlitzohrig sein, deppert sind sie nicht.

Fünfzig Jahre Licht ins Dunkel feiern sie und schämen sich kein bisschen dafür, dass sie seit fünfzig Jahren unfähig und unwillig sind, Gesetze zu schaffen, dass in einem der reichsten Ländern der Welt niemand mehr durch das soziale Netz fällt und angewiesen ist zu bitten und zu betteln. Da gibt es nichts zu feiern. In Grund und Boden sollten sie sich schämen, unsere Volksvertreter.

Freitag, 23. Dezember 2022

Weihnachten

Im Süden da liegt Afrika,

einst Heimat, nun verschwindend klein.

Jetzt schwimmen sie in der Adria,

die Flucht misslang, es sollt` nicht sein.

 

Am Himmel leuchteten die Sterne,

ganz hell, als führten sie ans Ziel.

Ein großes Schiff in weiter Ferne,

dazwischen Wasser, viel zu viel.

 

Der Kampf war kurz, die See war rauh,

die Schreie wurden nicht gehört.

Erbarmungslos schluckt sie das Wasser,

die Hoffnungen sie sind zerstört.

 

Bei uns Champagnerkorken knallen,

auch Kaviar wird aufgetischt.

Wir lassen uns das nicht gefallen,

niemand wird mehr rausgefischt.

 

Herr Karner macht die Grenzen dicht.

Er singt ein Lied vom Jesuskind.

Man sieht es an seinem Gesicht,

für Flüchtlingskinder ist er blind.

Mittwoch, 21. Dezember 2022

Die große Johanna aus St. Pölten

Johanna Mikl-Leitner, nicht zu verwechseln mit Jeanne d`Arc, letztere endete ungerechtfertigter Weise auf dem Scheiterhaufen, erste hätte diesen längst verdient, hat wieder einmal ein klitzekleines Problem mit gebrochenen Wahlversprechen.

Vor der Landtagswahl 2018 versprach die scheinheilige Johanna aus St. Pölten eine „Landarzt-Garantie“. Ärzte aus Spitälern sollten in Kassen-Praxen aushelfen. Eine faktiv-Analyse zeigt: Die Zahl unbesetzter Praxen versiebenfachte sich seither. Merke: Nicht alles, was Johanna Mikl-Leitner vor einer Landtagswahl verspricht, wird sie auch halten. Genau genommen sind ihr Wahlversprechen nach der Wahl relativ wurscht. Nein, das ist nicht bösartig oder deppert. Ihr Kurzzeitgedächtnis ist halt etwas sehr kurz. Böse Zungen behaupten, sie leide an partieller Demenz.

Die NÖ-Landtagswahl rückt immer näher und die ÖVP wird entsprechend nervös. Man sieht die absolute Mehrheit den Bach – also in dem Fall eher die Traisen hinuntergehen und so versucht man mediale Berichterstattungslücken zu schließen. Das ist besonders wichtig, seit die Affäre um den ORF-NÖ Mann Robert Ziegler etwas aufpoppte. Zieglers journalistische Objektivität scheint mit einer extrem Mikl-Leitner freundlichen Berichterstattung in eine rechtslastige Schieflage gekommen zu sein. Er musste zurücktreten. Ein Schritt, den am in Volksparteikreisen weder zu kennen scheint, noch goutiert. Spätestens seit Werner Sobotka weiß man, wozu Kontaktkleber gut ist. Würden sich die Klimaaktivisten ebenso effektiv an die Straße kleben wie Sobotka an seinen Sessel, man bräuchte einen Presslufthammer oder eine Kettensäge, um sie wieder zu entfernen.

Egal. Wo war ich? Ach ja, die Medien. Das Profil war immer darum bemüht halbwegs objektiv daher zu kommen, war immer informativ und so mancher Skandal nahm in dem Blatt seinen Anfang. Nach 25 Jahren muss Christian Rainer das Profil verlassen. Neuer Geschäftsführer wird Richard Grasl. Grasl war unter anderem Chefredakteur des ORF Landesstudios NÖ, Mitglied der Kurier-Chefredaktion. Und nun ist der ÖVP-Parteisoldat neuer Profil-Chef. Das hat natürlich Folgen.

Michael Nikbakhsh, einer der besten Journalisten des Profil, mehrfacher Journalist des Jahres und Ungar-Preisträger, muss das Blatt verlassen. Er war maßgeblich an der Aufdeckung der Meinl-Affäre, Buwog- und Bawag-Affäre, Panama-Papers, Inseraten-Affäre um nur einige zu nennen beteiligt. Eh klar, dass die ÖVP einen derartig engagierten Journalisten so dringend braucht wie ein Furunkel am Arsch. Auf Druck der Eigentümer Kurier und Raiffeisen musste der Wirtschaftsjournalist nun seinen Schreibtisch räumen.

Der Grund, (Vorsicht: Lustiger wird`s heute nimmer), er habe zu wenig positiv über die Wirtschaft berichtet.