Mittwoch, 27. März 2024

Hauptsache ganz weit weg.

 Die Volkspartei hat einen neuen Slogan: „Wer unsere Art zu leben ablehnt, muss gehen!“

In dem Zusammenhang ist der Parteiname schon etwas befremdlich. „Volkspartei“. Diese Partei vertritt eine kleine Splittergruppe des Volkes, nicht mehr. Und die wollen uns jetzt erklären, wie wir zu leben haben.

Geht es nach der VP, so müssen Frauen weniger Geld verdienen als Männer, reiche Menschen weniger Steuern zahlen als Normalverdiener, wir müssen an den Gott der katholischen Kirche glauben (oder zumindest so tun als ob), jeden Sonntag müssen wir in eine Kirche unserer Wahl gehen und andächtig die Performance des Priesters bewundern, wir müssen Alkohol trinken und wenn es notwendig ist Psychopharmaka schlucken, aber Cannabis dürfen wir nicht rauchen.

Wir sollen ein Bankkonto haben, möglichst bei Raiffeisen, am Sonntag wahlweise Schweinsbraten oder Schnitzel essen. In Ausnahmefällen ist eine Pizza auch erlaubt. Wir müssen deutsch sprechen und dürfen uns ab und zu auch der englischen Sprache bedienen. Farsi, arabisch, suaheli und das ganze fremdländische Zeug ist verpönt. Französisch und griechisch werden abgesehen von der Sprache durchaus gerne geduldet.

Wir sollen mit dem Auto fahren, wobei einem Verbrennungsmotor der Vorzug zu geben ist, grün nur als Farbe einer Verkehrsampel akzeptieren und möglichst oft rechts abbiegen oder überholen.

Andere Meinungen als jene der VP, WKO, IV oder Agenda Austria sind weder erwünscht noch werden sie geduldet. Rotes Gsindl ist zu meiden.

Unseren Kindern soll die beste zur Verfügung stehende Bildung zuteil werden. Erstrebenswert ist da die sogenannte „kleine Matura“ (4 Jahre Volksschule plus 2 Jahre Tanzschule). Das sollte reichen um bei Wahlen das richtige Kreuzerl bei der ÖVP zu machen.

Flüchtlingen ist mit Argwohn und Skepsis zu begegnen. Sie sprechen nicht unsere Sprache, essen meist kein Schnitzel, trinken keinen Alkohol (was soll das für ein Leben sein) und wollen uns die Arbeit, das Geld, die Wohnungen – und falls es Männer sind unsere Frauen wegnehmen. Mit anderen Worten: Diese menschenähnlichen Wesen sind abgrundtief böse.

Und deshalb gilt ab sofort:

WER UNSERE ART ZU LEBEN ABLEHNT, MUSS GEHEN!

(Wohin ist uns wurscht, Hauptsache ganz weit weg.

Dienstag, 19. März 2024

Die Flüchtlingshilfe der EU

Menschen die ihre Heimat verlassen, alles zurücklassen, in ihrer Verzweiflung Schleppern ihr Erspartes geben, damit er sie von dem Ort wegbringt, wo sie kein menschenwürdiges Leben für sich sehen, an einen Ort, wo dies möglich ist, diesen Menschen soll und muss geholfen werden.

Darüber ist man sich einig. In Österreich, in der EU, ja – eigentlich überall. Aber wir wollen diese Menschen nicht bei uns haben. Weder in Österreich, noch in der EU oder sonst wo. Sie sollen gefälligst dortbleiben, wo sie jetzt sind. Wir leisten Hilfe vor Ort.

Ein Beispiel:

Deutschland, also die Firma Dr. Oetker hat in Kenia eine große Niederlassung für Tiefkühlpizzen gebaut. Aber die Teigfladen werden dort nicht hergestellt mit einheimischen ArbeiterInnen. Nein. Die Ware wird aus Deutschland importiert und vor Ort an die Händler ausgeliefert. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass sich ein durchschnittlich verdienender Einheimischer eine solche Pizza selbstverständlich nicht leisten kann. Aber Dr. Oetker macht mit dem Verkauf an die Oberschicht sehr gute Geschäfte.

Nun machte die EU einen Deal mit dem autokratischen ägyptischen Regime. Dabei wurde nicht einmal versucht den Anschein von der vielgepriesenen „Hilfe vor Ort“ zu wahren. Ägypten bekommt 7,4 Milliarden Euro um – salopp ausgedrückt – Flüchtlinge daran zu hindern nach Europa aufzubrechen. Das Land baut gerade eine neue Hauptstadt, weil Kairo aus allen Nähten platzt. So ein Hauptstadtneubau ist nicht billig. Da ist jede Milliarde willkommen.

An der Flüchtlingsbewegung wird das genau nichts ändern. Warum auch? Wenn ich in meiner Heimat oder in dem Durchreiseland, in dem ich mich gerade befinde, keine Chance für mich und meine Familie sehe menschenwürdig leben zu können, dann setze ich meinen Weg fort, nehme jedes Risiko in Kauf, da ich außer mein Leben nichts zu verlieren habe.

Die EU und die österreichischen für diesen Deal verantwortlichen Politiker brauchen nicht stolz auf ihre Leistung sein, denn es war keine und wenn sie das Geld verbrannt hätten, würde das auch keinen Unterschied machen. Hilfe für Flüchtlinge sieht anders aus – ganz anders.