In
wirtschaftlich eher schwierigen Zeiten versuchen die diversen politischen
Parteien ihre Wirtschaftskompetenz besonders herauszustreichen. Das soll nicht
nur die WählerInnen von den Geistesriesen überzeugen, sondern auch den
potentiellen Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen.
„Mit
uns wird es sicher keine Steuererhöhungen geben, denn die Belastung ist ohnehin
viel zu hoch.“ Diese Verbalflatulenz des Vizekanzlers klang nicht nur überzeugend,
sondern täuschte auch mehr oder weniger geschickt Fachwissen vor. Na ja, die
anderen Parteien machen es ähnlich. Jeder hat da seinen eigenen Schmäh.
Nun
möchte die Regierung die Gründung einer GmbH deutlich billiger machen. War bis
jetzt das Mindeststammkapital 35.000, so soll es hinkünftig 10.000 Euro
betragen. Damit sinkt auch die Bareinzahlung von 17.500 auf 5.000 Euro. Ob das
der Weisheit letzter Schluss ist, wird sich weisen. Tatsache ist, dass mit
„GmbHs“ es relativ einfach ist, sich im Bereich der Wirtschaftskriminalität
erfolgreich zu betätigen. Aber wer weiß, vielleicht ist gerade das
beabsichtigt.
Den
sich unter einer neoliberalen Tarnkappe versteckenden rechten Schergen des BZÖ
geht dieser Gesetzesentwurf nicht weit genug. Ja, wir Neoliberale haben eben
echte Wirtschaftskompetenz! Jungunternehmer unter 35 Jahren sollen mit einem
symbolischen Startkapital von einem Euro, und ohne notarielle Kosten eine GmbH
gründen können, forderte BZÖ-Sprecher Rainer Widmann. Mit dieser Maßnahme
könnten sich auch viele junge Arbeitslose selbstständig machen, glaubt er.
Glauben
ist ja prinzipiell nicht ganz schlecht. Obwohl, wenn man sich die
Fundamentalisten diverser Religionsgemeinschaften ansieht, ändert man
wahrscheinlich diesbezüglich seine Meinung. Egal. Widmann glaubt an die
wundersame Verwandlung von Arbeitslosen in Selbstständige.
Und
so könnte das Gespräch beim Arbeitsmarktservice ablaufen.
Berater:
Herr
Pschistranek. Sie sind schon seit über zwei Jahre arbeitslos. Gelernt haben Sie
Frisör und später arbeiteten Sie als Vermögensberater bei AWD. Na ja, beim
letzten Job mussten Ihre Kunden wahrscheinlich mehr Haare lassen, als in Ihrer
Zeit als Figaro.
Pschistranek:
Sehr
witzig. Heute hamma a Scherzkeks gefrühstückt, was? Was soll i sagen? I bin
halt ein klassisches Opfer der Wirtschaftskrise. Aber jetzt wird sich das Blatt
wenden, weil i mache mich selbstständig. Jawohlll, ich werde Unternehmer.
Berater:
Das
ist toll. Endlich ein Mann mit Visionen. Und an was, wenn ich fragen darf,
haben sie konkret gedacht?
Pschistranek:
Erstens.
Visionen hob ich noch kane. Die kommen erst nach etwa einem Liter Grünen
Veltliner. Und unternehmen werde ich zu allererst einen Besuch meines
Stammwirten, um dort die Zukunft zu planen. Außerdem kann ich dort anschreiben
lassen. In Zeiten wie diesen ist das fast so gut wie der ESM.
Berater:
Das
klingt ja vielversprechend. Wissen Sie was, da haben Sie einen Euro für die
Firmengründung. Viel Glück.
Pschistranek:
Danke
schön und auf Wiedersehen.
Berater:
Na
hoffentlich nicht so bald.
Somit
werden sich die anstehenden Menschenschlangen vom AMS zum Handelsgericht
verlagern, um Insolvenz anzumelden und um anschließend doch wieder beim AMS
vorzusprechen.
Wirklich,
eine suuuuuper Idee.