Gernot Blümel ist Landesobmann der
ÖVP-Wien. Ein Jungpolitiker, dessen Karriere bereits zu Ende ist,
bevor sie richtig begonnen hat. Born to lose – sozusagen. Ein paar
Jahre hat er nun Zeit, den Parteikasperl zu mimen, bevor er nach der
nächsten Wiener Landtagswahl politisch atomisiert wird. Na ja, ganz
so schlimm wird es schon nicht werden. Bis dahin wird sich schon ein
kleiner Versorgungsjob für ihn finden.
Aber noch ist er Wiener
Landesparteiobmann. Dieses Wort hat mehr Buchstaben, als die ÖVP bei
der letzten Wien-Wahl Wählerstimmen bekam. Egal. Irgendwie muss
Gernot Blümel ein Lebenszeichen von sich geben und dies tat er
unlängst auch. Er hatte eine Superidee.
Als Retter der heimischen Werte möchte
Blümel nach amerikanischem Vorbild die Schüler und auch Innen eine
Art „Pledge of Allegiance“ verordnen. In Zeiten wie diesen, wo
„wir mit anderen Kulturen und Grundwerten konfrontiert sind“,
müssten „unsere Werte und unsere Leitkultur von allen respektiert,
akzeptiert und gelebt werden“. Und wo kann man da besser ansetzen,
als in der Schule. Dort können sich die Kinder nicht wehren.
Der Text, mit dem die Kindergehirne
gleichgeschaltet werden soll lauten:
„Ich bekenne mich zur Republik
Österreich und ihrer Verfassung und achte die österreichischen
Gesetze und Grundwerte – um unsere Freiheit und ein friedliches
Miteinander zu sichern! Mann und Frau sind in Österreich
gleichgestellt und jeder Mensch hat das Recht sein Leben
selbstbestimmt zu gestalten.“
Was Herr Blümel in seinem Werte- und
Patriotismuswahn übersehen hat ist, dass in Österreich Mann und
Frau von der Gleichstellung in etwa soweit entfernt sind, wie ich von
meiner Erstbesteigung des Mount Everest. Dank der ÖVP verdienen
Frauen nach wie vor für dieselbe Arbeit etwa ein Viertel weniger als
Männer.
Apropos Gleichstellung. Dank der ÖVP
dürfen Homosexuelle nach wie vor nicht heiraten.
Wurscht. Das wissen die Kinder nicht
und bis sie es checken, hat sich die Gehirnwäscheformel längst in
ihre Gehirne eingefräst. Herr Blümel hat allerdings den wichtigsten
Satz für sein Bekennerritual vergessen. „Geht`s der Wirtschaft
gut, geht`s uns allen gut.“
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