Mittwoch, 16. November 2022

Meister der Ablenkung

 

Man kann der ÖVP und ihren Agitatoren viel vorwerfen. Dass sie korrupt bis in Knochenmark sind, zum Beispiel. Dass sie pathologische Lügner sind, zum Beispiel. Dass sie die Huren der Reichen sind, was einer von ihnen selbst zugegeben hat, zum Beispiel. Dass sie machtgeil sind, diktatorische Neigungen haben und wenn sie den Namen Dollfuß hören, ein feuchtes Hoserl bekommen, zum Beispiel.

Aus diesen Gründen könnte man den ÖVPlern auch viel nachwerfen. Von Tomaten über faule Eier bis hin zu handlichen Steinen. Allein der Anstand, welcher bei den Türkisschwarzen völlig abhandengekommen ist, und das StGB hindern uns daran.

Eines kann man den Nadelstreifmafiosi aus der Lichtenfelsgasse nicht nachsagen. Fantasielosigkeit bei der Ablenkung von ihren Verbrechen bzw. den wahren Problemen in unserem Land.

Sebastian Kurz, Kurzzeitmessias, beherrschte diese Kunst besonders gut. In einem Interview wurde er einst auf die eklatante und illegale Wahlkostenüberschreitung um beinahe 100 % bei der NR-Wahl 2017 angesprochen. Sofort lenkte er ab und behauptete, Hacker hätten in das EDV-System der ÖVP eingebrochen, bla, bla, bla. Blitzartig machte er aus den Tätern Opfer. Der Journalist ließ ihn gewähren. Nach angemessener Zeit erinnerte er Kurz, dass seine Frage nach der Wahlkampfkostenüberschreitung noch immer unbeantwortet sei und dass sich die ÖVP dadurch den Wahlsieg unrechtmäßig erschlichen hat. Kurz antwortete natürlich nicht darauf, sondern versuchte wiederum abzulenken.

Und so funktioniert das seit Jahren. Immer wenn ein Problem für die Regierung unlösbar scheint oder ein neuer ÖVP-Skandal aufpoppt, wird abgelenkt. „Zuwanderung“, „kriminelle Asylanten“ (wobei muslemische Vergewaltiger sozusagen ein Joker sind), „böse EU“, „böser Putin“ – wobei die rechten Putin-Versteher und Arschkriecher eher zu „böse Ukraine“ tendieren, „gaaanz böse Arbeitslose“ und relativ neu im Ablenkungskatalog „böse KlimaaktivistInnen“.

Natürlich funktionieren diese Ablenker nicht immer. Sie nutzen sich mit der Zeit ab. Dann muss was Neues her.

Österreich hat momentan mehr als ein Problem. Von der Inflation über die Teuerungswelle bei den Energiekosten, die Klimakrise, der Krieg in Europa, den sich Putin, diese klitzekleine Reservehitler unbedingt in den Kopf gesetzt hat bis hin zum Arbeitsmarkt, wo es zwar viele freie Stellen aber keine Fachkräfte gibt. Also langweilig wäre es nicht für die Regierung. Allein da sitzen lauter inkompetente machtgeile Huren der Reichen, die eigentlich gar kein Interesse am Wohlergehen des Volkes hat. Was sie interessiert ist, geht des den drei Prozent der Reichsten gut – ja, dann ist die Welt für uns in Ordnung. Und so wird wieder einmal abgelenkt.

Wolfgang Sobotka, zweitmächtigster Mann der Republik, pathologischer Lügner und absolut korrupt, der sich schon öffentlich beschwerte, dass ihm Bürger vor sein Privathaus in NÖ geschissen haben, hat einen Geniestreich gelandet. Er mietete für das neu renovierte Parlamentsgebäude einen Bösendorfer Flügel mit Gold-Einlegearbeiten um schlappe € 3.000 pro Monat. Rasch gingen Fotos des Luxusklaviers durch die Presse. Natürlich regten und regen sich die Leute darüber auf und fragen, ob die da oben jetzt ganz deppert geworden sind.

Nein, sind sie selbstverständlich nicht. Die lachen über uns und beglückwünschen Sobotka zum zwar nicht billigen aber doch gelungenen Ablenkungsmanöver.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen