Samstag, 3. November 2012

Eine Feierwoche gegen den Gedenkstress



 Ja, auch heuer gab es sie wieder, und sie traten wie jedes Jahr im Doppelpack auf. Zuerst der Weltspartag. Den finde ich besonders lustig. Da verteilen die Banken Gratiskugelschreiber und ähnliches unnützes Zeug, um uns dazu zu animieren, das sauer verdiente Geld der Bank zu leihen. Dafür gibt es auch Zinsen. Leider sind diese wesentlich niedriger, als die Inflationsrate. Aber dafür schenken sie uns ja die vielen bunten Feuerzeuge, Luftballons und Kugelschreiber.

Das ist ähnlich wie im Wahlkampf. Da bekommt man von den Politikern auch bunte Feuerzeuge und Kugelschreiber. Als Gegenleistung für unser Kreuzerl. Zum Schluss dürfen wir dann feststellen, dass das so wohlklingende Wahlversprechen doch nur wieder ein Schas im Wald war.

Genau. Und dann war da auch noch Allerheiligen. Ein Feiertag, der noch nicht der Wirtschafts- Euro und ÜberdrüberKrise zum Opfer gefallen ist. An dem Tag sollten wir, geht es nach Big Papa Ratzinger, aller Heiligen gedenken. Dafür reicht aber die Zeit nicht. Sind doch erst unlängst wieder ein paar Heilige dazu gekommen. Vielleicht könnte die Kirche einmal etwas Vernünftiges tun und sich für eine Feierwoche starkmachen. Bei nur einem mickrigen Feiertag kommt man sonst noch in Gedenkstress.

Allerheiligen ist auch für Friedhofsgärtner ein Feiertag. Sie feiern den umsatzstärksten Tag des Jahres. Aber auch Bestatter rufen sich wieder in Erinnerung und zeigen uns medienwirksam alle Möglichkeiten der finalen Reise auf. Wer noch immer glaubt, das Binnenlandseebegräbnis – Runterspülen der Asche im Häusel – sei originell, der irrt gewaltig. Diese Form der Bestattung verursacht im ungünstigsten Fall, wenn der Verblichene eine überdurchschnittliche Leibesfülle aufwies, eine Verstopfung und erfordert den Einsatz eines Professionisten.

Viel eleganter ist es, aus der Asche des teuren Dahingeschiedenen einen Diamanten pressen zu lassen. Dazu benötigt man allerdings eine gewisse Menge Ausgangsmaterial. So betrachtet ist es interessant, Besucher im Seniorenheim zu beobachten, wenn sie die Angehörigen aufmuntern, noch ein Stück Kuchen oder Torte zu essen. Hier wird vorgesorgt. Zukünftige Hinterbliebene züchten sich schon rechtzeitig ihre Dreikaräter heran.

Wenn ihnen also jemand versichert, sie seien ein Schatz, sollten sie sich besser vorsehen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen