Eigentlich
mag ich Weihnachten nicht. Ich habe es nie gemocht. Das heißt, als Atheist war
mir das Fest stets relativ gleichgültig. Was mich daran so stört, ist diese
aufdringliche Vermarktung. Sogar die abgetakelteste Praterhure, die verzweifelt
noch einmal einen Freier von ihren längst verflossenen Qualitäten überzeugen
möchte, hat mehr Stolz und würde nicht so tief sinken, wie es die Kaufleute in
der Vorweihnachtszeit tun.
Jedes Jahr
kotzt es mich an und regt es mich auf, wie man da wochenlang akustisch und
visuell angemacht wird. Alle wollen nur eins – unser Weihnachtsgeld und ein
bisschen mehr. Darum gibt es in der lautesten Zeit des Jahres auch so viele
günstige Angebote. Heute kaufen – morgen zahlen. Und übermorgen sehen wir uns
bei der Schuldnerberatung. Aber das ist dann wieder eine andere Geschichte.
Heuer habe
ich meine Strategie gewechselt. Ich rege mich nicht mehr auf, lasse die Dinge
geschehen, denn sie geschehen auch, wenn ich meinen Blutdruck in die Höhe
treibe. Heute kam ich schon in aller Herrgottsfrüh meinen väterlichen Pflichten
nach und schleppte eine Tannenleiche nach Hause. Meine Tochter schmückte das
Ding und freute sich dabei wie der Yeti über seine erste Begegnung mit Reinhold
Messner.
Am Nachmittag
machten Tante und Nichte die Weihnachtsmärkte der Stadt unsicher, während meine
Frau und ich das elterliche Schlafgemach aufsuchten. Zur Feier des Tages
schmückte ich mein bestes Stück mit Lametta, wedelte damit ein wenig herum und
sang: „Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, mir geht die Haut beim Oarsch net zsaumm.“
Das turnte
weder meine Frau noch mich sonderlich an, aber wir haben im Schlafzimmer noch
nie so viel gelacht wie heute.
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