Ja,
ich muss zugeben, es geht mir gut. Trotz Winter, Kälte und Schnee. Obwohl der
Klimawandel mich zurzeit schändlich im Stich lässt und ich mir den Arsch
abfriere, fühle ich mich nicht wirklich schlecht.
Früher
hat er mich fertig gemacht, der Winter. Ich hasste diese Jahreszeit – inklusive
Weihnachten und Silvester. Es nervte mich und ich wartete auf die ersten warmen
Frühlingstage wie ein Junkie mit Entzugserscheinungen auf den Dealer seines
Vertrauens. Damit ist nun Schluss. Ich quäle mich nicht mehr durch die
verschneiten, gatschigen Tage, ärgere mich nicht mehr über Verkehrschaos und
Schnellbahnverspätungen. Wozu auch? Es ändert ja nichts an der Tatsache, dass
es so ist, wie es ist.
Wie
das geht? Ganz einfach. Es gibt zwei Möglichkeiten. Man kann, wenn es die
Umstände und das zur Verfügung stehende Budget gestatten, in der Karibik
überwintern. Würde ich gerne, spielt es aber nicht. Dann bleibt nur noch die
zweite Möglichkeit. Zulassen, es einfach geschehen lassen. Als Gefühlsregung
höchstens einmal ein Zucken mit den Schultern, um festzustellen, dass es eben
ist, wie es ist.
Das
hilft! Und wie es hilft. Diese tolle Methode ist auf alle möglichen Lebenslagen
und Situationen anwendbar. Nehmen wir die Politik, zum Beispiel. Berlakovich,
der Lebensminister mit Ablaufdatum, verlangt für die Bauern 72 Millionen
Förderung aus dem Budget, nachdem die EU diese Förderungssumme gestrichen hat. Tief
durchatmen und – zulassen.
Oder
die Schnürstiefelfraktionisten. Da machen ein paar rechtsextreme Vollkoffer
eine „Gegenbesetzung“ in der Votivkirche und ziehen mangels Action nach wenigen
Stunden wieder ab. In der APA-Meldung der FPÖ ist dann von gewaltbereiten
linkslinken Chaoten die Rede, welche die friedlichen Gegendemonstranten aus der
Kirche verjagten. Dank des beherzten Eingreifens der WEGA konnte Schlimmeres
verhindert werden. Tief durchatmen und – zulassen.
Na
ja, in den letzten beiden Fällen hilft eher laut schreien und / oder
Berlakovich und Strache mit einem Baseballschläger physischen Kontakt aufnehmen
lassen. Aber danach gleich wieder tief durchatmen und – zulassen.
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