Vergangene
Woche war ich zum Jahrescheck bei meiner Zahnärztin. Dieser unumgängliche
Termin ist jedes Mal extrem nervend. Meist sogar im wahrsten Sinne des Wortes.
Eine gute Strategie ist dabei überlebensnotwendig.
Nach der
Begrüßung folgte sofort die entscheidende Frage: „Tut`s irgendwo weh?“ Die
Antwort muss hier wohl überlegt sein. Lautet die sie „ja“, so kommt die
Zusatzfrage „wo“. Ist diese Information einmal preisgegeben, nimmt das
Schicksal unerbittlich seinen Lauf. Gesteht man, den Schmerz nicht lokalisieren
zu können, hat man einen Kardinalfehler begangen. Man erteilte sozusagen eine
uneingeschränkte Lizenz zu allem, was die moderne Zahnmedizin zu bieten hat.
Und das ist verdammt viel.
Meine
Antwort lautete: „Noch nicht.“ Was gleichzeitig eine Warnung an den Weißkittel
sein sollte, ja nicht damit erst anzufangen. Lustlos stocherte sie an meinen
Beißerchen herum. Plötzlich, ein kleiner Ruck und sie hatte eine Plombe in Form
eines mittelgroßen Amalganfelsens losgelöst. Mit einem Lächeln, das sonst nur
Autoverkäufer zustande bringen, die dem unwissenden Kunden gerade einen
Totalschaden als einen beinahe fabrikneuen Vorführwagen unterjubeln, zeigte sie
mir triumphierend ihren Fund.
Flugs wurde
die Hilti angeworfen und der gerade entstandene Krater für eine neue Füllung
präpariert. Alles noch halb so schlimm, wenn da nicht diese Zunge im Weg wäre.
Spätestens jetzt war ein Punkt erreicht, wo die Interessen von Doktor und
Patienten auseinandergingen. „Locker lassen und durch die Nase atmen“, vernahm
ich den guten Rat, den ich leider nur theoretisch befolgen konnte, da die
Göttin der Zahnheilkunde dabei meine Zunge Richtung Rachen drückte und dabei
die Luftröhre so gut wie blockierte. Der folgende Überlebenskampf war
unerbittlich, aber ich konnte ihn nach einer gefühlten Ewigkeit für mich
entscheiden.
Abschließend
begutachtete sie noch das Röntgenbild einer Zahnruine, überlegte lange und
teilte mir mit, dass ich mich von dieser mental verabschieden sollte. Die reale
Verabschiedung findet kommenden Dienstag statt und wird von einer
Kieferchirurgin vorgenommen. Ich freue mich schon darauf!
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