Sonntag, 19. Mai 2013

Die Schande der ÖVP



Er hat es wieder gemacht. Michael Spindelegger sprach in der Wiener Hofburg vor etwa 1000 handverlesenen Schwarzmännern und Frauen. Dass dies relativ farblos wird, konnte man erahnen. Da musste man nicht erst bei Nostradamus nachschlagen.

Begonnen hat das Spektakel mit dem Junior-Einpeitscher, Sebastian Kurz, der für „neue Lösungen“ plädierte und sich gegen einen Klassenkampf der alten Schule, wie ihn die SPÖ zu führen pflegte, aussprach, denn: „Menschen meiner Generation sind nicht nur mehr ein Leben lang Arbeiter oder Unternehmer.“ Nach dem Verständnis der ÖVP hat er da schon recht, der Integrationsheini. Schließlich sind Arbeiter keine Menschen. Entweder Arbeiter, oder Mensch.

Und dann kam er. Der große Parteivorsitzende mit seinem in Granit gemeißelten Lächeln. Dabei fällt mir gerade ein, in der ÖVP sind erschreckend viele Grinser zu Hause. Wer erinnert sich noch an Bartenstein? Bei Humanic gibt es 10 Prozent auf alle Böcke – und schon strahlte Bartenstein wie ein Halogenscheinwerfer. Oder Christoph Leitl. Geht`s der Wirtschaft gut, grinst der Leitl.

Wurscht. Spindelegger erklärte gleich am Anfang seiner Rede 2013 zum Jahr der ÖVP. Das war recht witzig, weil es zeigte, dass es in der ÖVP ein klitzekleines Kommunikationsproblem gibt. Offensichtlich hat ihm keiner der Lakaien gesagt, dass die Schwarzen heuer bereits bei den Landtagswahlen in Kärnten, Niederösterreich, Tirol und Salzburg ordentlich Federn lassen mussten. Trotzdem, Spindelegger gab sich als Optimist: „Im September wird unsere ÖVP auch wieder die Nummer Eins im ganzen Land.“

Es folgten die üblichen, nicht wirklich neuen Floskeln und Phrasen. Ja, wir sind eine Wirtschafts-Partei. Nein, wir sind gegen Erbschafts-, Schenkungs- und Vermögenssteuer. Nein, es ist keine Schande, auf ehrlichem Weg auch reich zu werden, darauf kann man stolz sein. (Siehe: Grasser, Strasser, Mensdorff-Pfui, 5er Meinl) Nicht Reichtum ist ein Skandal, sondern die Armut ist ein Skandal. (Bereits die „Dead Kennedys“ haben gesungen „Kill the Poor“. Ob Spindi das weiß?)

Im Bezug auf das heimische Bildungssystem meinte Spindelegger, er wünsche sich den Geist der österreichischen Skispringer – konkret Gregor Schlierenzauer – in jedem Schüler und Studenten. Ja, auf solche Ideen kommt man, wenn man die vom Arzt verordneten Tabletten zu früh absetzt.

Der ORF meldete unlängst, dass rund eine Million ÖsterreicherInnen an übermäßigen bis krankhaften Alkoholkonsum leiden. Nach dieser Rede werden es ein paar mehr sein.


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