Sonntag, 28. April 2013

Als wär`s ein Stück von mir.



Es war Abend. Neun Stunden Arbeit lagen hinter mir. Der Pensionsantritt ist einen kleinen Schritt und der Sarg eine gefühlte Meile näher gerückt. Egal. Ich hatte mich bequem auf die Couch platziert, starrte auf den Fernseher und lauschte den Nachrichten.

Heute keine Horrormeldung vom nordkoreanischen Diktator-Bonsai? Ich war enttäuscht. Eigentlich sollte man unseren Strache-Bumsti nach Pjöngjang schicken. Die beiden Vollkoffer würden sich intellektuell wunderbar ergänzen. Dieses Gespann könnte man durchaus als experimentelle Kunstinstallation vermarkten.

Da schreckte ich aus meinem lustigen Tagtraum hoch. Der Nachrichtensprecher erzählte etwas von einer neuen Studie über Autofahrer und deren gestörtes Verhältnis zu Zebrastreifen. Speziell, wenn Fußgänger diese überqueren wollen. Die meisten Autofahrer, so der ORF-Mann mit Bildungsauftrag, bleiben vor einem Schutzweg nicht stehen, wenn ein Fußgänger diesen überqueren will oder dies auch tatsächlich tut. Es geht ihnen am Arsch vorbei. Manche Gaspedalritter sehen solche Situation sportlich und beschleunigen, um den Zebrastreifen noch vor dem Fußgänger zu passieren. Das gelingt nicht immer. In so einem Fall ist dann auch gleich ein für alle Mal geklärt, wer hier der Stärkere ist.

Der Bericht endete mit der launigen Bemerkung des Moderators, dass der Schutzweg nur ein Zebrastreifen ist, der vor nichts schützt. Und dafür mussten sie eine Studie bemühen? Das war schon immer so und wird auch so bleiben, weil unsere Politiker vor der Autofahrerlobby in die Knie gehen. Natürlich könnte man vor Zebrastreifen automatische Kameras installieren, schöne Fotos machen und diese an die stolzen Autofahrer verkaufen.

Na arg! So was geht aber gar nicht. Die Autofahrer sind doch ohnehin die Melkkühe der Nation – sagen sie zumindest. Ja, es ist schon ein ganz spezieller Menschenschlag und ein wenig verhaltensoriginell sind sie auch. Meist, es gibt, wenn überhaupt, nur ganz wenige Ausnahmen, identifizieren sie sich mit ihrem Gefährt. „Heute stehe ich ganz schlecht“, beklagt sich A bei B. Dabei steht A, wenn überhaupt nur mental auf der Leitung, sitzt aber im wirklichen Leben vor seinem Schreibtisch. „Vorgestern war ich beim Service. Wahrscheinlich ist meine Einspritzpumpe kaputt.“ „Das erinnert mich – ich muss morgen zum Urologen, Prostatauntersuchung.“

Sie sprechen von ihren Autos, als wären sie es selbst oder ein Stück von ihnen. So, und wer wundert sich jetzt noch über das Ergebnis der Studie?


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