Seit Tagen
prognostizierten die staatlichen und stattlichen Wetterfrösche mit ernster
Miene und Sorgenfalten auf der Stirn, die entfernt an den Grand Canyon
erinnerten, dass es heute schneien würde. Ein bisschen mehr halt, als ein paar
Flöckchen. So ein halber Meter könnte es schon werden. Na Bumm! Ein Wahnsinn!
Und das mitten im Winter. Da sieht man wieder, was der Klimawandel alles
anrichtet. Niki Berlakovich wird gleich eine Extraladung CO2-Zertifikate
ordern. Ja, man will es kaum glauben, aber die helfen gegen den Schnee.
Natürlich nur kurzfristig, wenn man sie verbrennt. Aber sie helfen.
06:10 am
Bahnsteig der Station Handelskai. Der Schnee rieselt leise aber unaufhaltsam,
es ist arschkalt und entsprechend unlustig. Plötzlich knackt es im
Lautsprecher: „Auf den Linien der Wiener S-Bahn kommt es bedingt durch die
außergewöhnliche Wetterlage zurzeit zu Verspätungen bis zu zehn Minuten. Wir
ersuchen Sie, den nächsten Zug abzuwarten oder andere Verkehrsmittel zu
benutzen.“
Toll! Bei
der Bundesbahn sind schon in aller Herrgottsfrüh die Publikumsbelustiger im
Dienst. Wie ungewöhnlich muss das Wetter im Jänner liegen, dass es zu
Schneefall kommt. Mir persönlich wäre eine Stellung lieber gewesen. Mit
folgender Durchsage: „Auf den Linien der Wiener S-Bahn kommt es bedingt durch
eine außergewöhnliche Wetterstellung – Kamasutra-Position Nummer 46 (großes
Tief nimmt kleines Hoch) – zu geringfügigen Verspätungen. Warten Sie auf den
nächsten Zug, singen Sie ein Lied, beginnen Sie eine Schneeballschlacht oder
machen Sie einfach, was Sie wollen. Es ändert sowieso nichts an den
Gegebenheiten.“
Ich wartete
einfach. Still und leidend.
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