Mittwoch, 17. Oktober 2012

Gelebte Demokratie




Finance-Mitzi hatte ihren großen Auftritt. Beinahe neunzig Minuten lang las sie ihre Budgetrede im Parlament vor. Hätte sie statt dessen im schwarzen Latex Outfit aus „Fifty Shades of Grey“ vorgelesen, wäre ihr mühelos der Durchbruch als Showstar gelungen und sie bräuchte sich um ihr berufliches Fortkommen nach der Politik keine Sorgen mehr zu machen.

So aber war es eine ziemlich unaufgeregte Sache, die ihr die Ministeriallakaien da auf Papier gebracht haben. Alles ist halb so wild und wird in absehbarer Zukunft ohnehin wieder gut. Außerdem outete sie sich als Anwältin der SteuerzahlerInnen. Also das war wahrscheinlich die Überraschung des Tages.

Mitzi, meine Steueranwältin. Warum sagte sie das erst jetzt! Ich hätte ihr schon viel früher das Mandat entzogen und ich bin sicher, ich wäre nicht der einzige Steuerzahler gewesen, der diesen Schritt setzt. Was ist das für eine Anwältin, die die Interessen ihrer Klienten mit Füßen tritt.

Ich werde den Verdacht nicht los, die Schotter-Marie hat keine Ahnung, was sie da vorgetragen hat. Sie las zwar brav vor, weil sie anno dazumal lesen gelernt hat, aber mental erfasst hat sie den Inhalt nicht. Aber das darf man ihr nicht vorwerfen. Das ist eben so in der ÖVP. Wenn man hirn- und willenlos einfach das tut, was angeschafft wird, macht man bei den Schwarzen Karriere.

Schlimm ist nur, dass ihr kein einziger Abgeordneter ins Wort gefallen ist und augenblicklich widersprochen hat. Ausreden lassen ist zwar schön und gut, aber doch nur, wenn der oder die RednerIn auch etwas zu sagen hat. Verbalmüllentsorger sollte man – nein – müsste man sofort mit einem nassen Fetzen aus dem Plenarsaal prügeln.

Das wäre dann gelebte Demokratie.


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